1 subscription and 3 subscribers
Article

Pipeline-Proteste von Kandas Ureinwohnern setzen Trudeau zu

Angehörige eines indigenen Stamms und Unterstützer protestieren gegen den Bau der Coastal GasLink Pipeline in Kanada. Ihr Protest hat eine tiefere, historische Bedeutung.

Ein Unterstützer der Wetʼsuwetʼen Nation bei einer Eisenbahnblockade in Edmonton. Quelle: Reuters

Ein 6,6-Milliarden-Dollar-Projekt der Firma Coastal GasLink steht im Zentrum von Protesten in Kanada. Coastal GasLink plant den Bau einer Pipeline durch den Bundesstaat British Columbia, um Erdgas von der nordöstlichen Region in die Küstenstadt Kitimat zu transportieren.

Indigene protestieren gegen die Pipeline

Doch die Pipeline würde durch das Territorium des indigenen Stammes der Wet'suwet'en führen. Während einige gewählte Stammesführer dem Bau vertraglich zugestimmt haben, wehren sich andere Stammesführer und Stammesführerinnen weiterhin dagegen.

Der Lebensraum der Wet'suwet'en in British Columbia ist weitestgehend unberührt, die Stammesangehörigen möchten sich gegen die industrielle Nutzung ihres Territoriums schützen.

Anfang Februar 2020 besetzen die Demonstranten in der Nähe der Stadt Houston in British Columbia Zugschienen. Im Zuge der Proteste sind in den letzten zwei Wochen landesweit mehr als 400 Züge ausgefallen und der ostkanadische Zugverkehr kam zum Erliegen. Doch der Blockade des kanadischen Schienennetzes durch die indigene Bevölkerung kommt neben dem ökonomischen Druck eine weitere tiefer liegende Bedeutung hinzu.

Viele Kanadier solidarisieren sich mit den Proteste der Ureinwohner. Quelle: Reuters

Mehr zum Protest nordamerikanischer Ureinwohner lesen Sie hier:

Die Eiserne Straße, wie das Schienennetz auch genannt wird, symbolisiert das Vordringen der nicht-indigenen Kanadier in die Gebiete der First Nations, wie die Eingeborenen in Kanada genannt werden. Es ermöglichte die systematische Besetzung ihrer Lebensräume, so wie das Auslöschen ihrer natürlichen Lebensweise und die Vertreibung in Reservate.

Eskalation der Proteste in British Columbia im Februar

Am 6. Februar eskalierten die Proteste in British Columbia zwischen den Angehörigen der Wet'suwet'en und der Royal Canadian Mounted Police. Die Polizei nahm mehr als zwei Dutzend Menschen fest, um den Weg für die Bauarbeiten frei zu machen.

Das harte Durchgreifen der Polizei und die Festnahme der Protestierenden führten landesweit zu einer Welle der Solidarisierung. Von Vancouver bis Toronto protestieren Kanadier für die Rechte der Wet'suwet'en und den Schutz ihrer Gebiete.

Premierminister Trudeau gerät unter Druck

Als die landesweiten Proteste ausbrachen, hielt sich Premierminister Trudeau auf der Münchner Sicherheitskonferenz auf und danach im Rahmen von diplomatischen Gesprächen in der Karibik, um für Kanadas Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat zu werben.

Die Proteste haben das Land und Justin Trudeau kalt erwischt und zwangen ihn, seine diplomatische Reise abzubrechen. Am Dienstag hielt er im Parlament in Ottawa eine Ansprache und rief die Kanadier zur Geduld auf. Die Regierung möchte die Proteste „schnell und friedlich" lösen. Doch seine Regierung hat es noch nicht geschafft mit allen Stammesführern der We'suwet'en in Dialog zu treten.

Die Protestierenden blockierten das Bahnnetz in Kanada. Quelle: Reuters

Trudeau muss nicht nur von den Protestierenden harsche Kritik ertragen, auch Politiker der Opposition sind unzufrieden. Andrew Scheer, Vorsitzender der kanadischen Konservativen Partei und Oppositionsführer, warf Trudeau "eine vollständige Abkehr von der Verantwortung und Führungsversagen" vor. Scheer nannte die Proteste illegal und forderte das Einschreiten der Regierung.

Original