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Armut durch Corona-Krise: Viele Millionen Menschen betroffen

Forscher gehen davon aus, dass die Corona-Krise Millionen Menschen in die Armut treiben wird. Die Reichen werden jedoch immer reicher.

Berlin. Wer profitiert von der Corona-Krise? Wen trifft sie besonders hart? Zwei neue Studien indizieren, dass vor allem die Kluft zwischen reicher und armer Bevölkerung durch die Folgen der Pandemie größer werden dürfte. Denn während reiche Menschen langfristig gar finanziell profitieren könnten, drohen mehrere hundert Millionen Menschen weltweit in die Armut abzurutschen.

Zu dieser Schätzung gelangen Wissenschaftler der (UNO). Ihnen zufolge könnten die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie knapp 400 Millionen Menschen in die Armut treiben. Träte dieser Fall ein, würden künftig über eine Milliarde Menschen unter der untersten Armutsgrenze von 1,90 Dollar pro Tag leben. Mehr als dreieinhalb Milliarden Menschen – etwa die Hälfte der Weltbevölkerung – hätten lediglich 5,50 Dollar pro Tag zur Verfügung.

Armut: Corona-Pandemie droht Entwicklung Jahrzehnte zurückzuwerfen

Dieses Worst-Case-Szenario basiert auf der Berechnung, dass das Einkommen der Betroffenen um 20 Prozent einbricht. Selbst wenn es lediglich fünf Prozent wären, würde den UNO-Forschern zufolge die Zahl jener, die unter bitterster Armut leiden, auf 800 Millionen anwachsen.

Dabei haben die Vereinten Nationen sich eigentlich als Ziel gesetzt, extreme Armut bis zum Jahr 2030 zu beenden. Doch das Erreichen dieses Ziels „wird aufgrund von Covid-19 immer schwieriger“, schreibt Forscher Andy Summer in dem Analysepapier. Mehr noch würde es „eine Umkehrung der globalen Armutsbekämpfung bedeuten“, so Summer, „um 20 bis 30 Jahre“, wenn die Regierungen nicht schnell gegensteuerten. 

HintergrundKlimawandel, Armut, Werbung – das bedroht Kinder weltweit

Eine weitere Erkenntnis von Summer und seinem Team vom World Institute for Development Economics Research: Vor allem in Ländern mit mittlerem Einkommen könnte sich die Situation dramatisch verschlechtern. „Unmittelbar vor dem Ausbruch des Virus lebten in Afrika südlich der Sahara 60 Prozent der Armen der Welt. Unsere Schätzungen zeigen ein Wiederaufleben der Armut in anderen Teilen der Welt, in Südasien und in Ostasien“, so der Professor für Internationale Entwicklung. Beispiele seien Länder wie Indien, Indonesien, Pakistan, Bangladesh oder die Philippinen.

Millionäre werden in den kommenden Jahren noch reicher

Doch es gibt, wie in jeder Krise, auch Profiteure. Die Autoren des Global Wealth Report, der jährlich vom Beratungskonzern Boston Consulting Group (BCG) veröffentlicht wird, erwarten selbst im schlimmsten Fall — einbrechender Aktienmarkt, langfristig geschädigte Wirtschaft — einen weiteren Anstieg deutscher Privatvermögen um 2,5 Prozent. Zwar soll sich das Vermögen 2020 leicht verringern, in den Folgejahren aber soll es weiter wachsen. Wer bereits viel Geld hat, profitiert umso mehr – Superreiche mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar sogar von einem Plus von bis zu 5,8 Prozent. 

HintergrundIn welchen Regionen Deutsche am ärmsten sind

Der Report dokumentiert ebenfalls einen rasanten Anstieg bei der Zahl der Millionäre. Demnach hätten 2019 etwa 24 Millionen Menschen ein Vermögen von einer Million Dollar oder mehr gehabt – dreimal so viele wie noch vor zwanzig Jahren: 1999 waren es noch 8,9 Millionen Millionäre bzw. Milliardäre. Zusammengerechnet verfügen diese Menschen laut dem Report heutzutage über etwa die Hälfte des weltweiten Wohlstands. Mehr zum Thema„Abschied von der Mittelschicht“: Soziales Elend in Europa

Deutschland liegt mit rund 400.000 Millionären momentan auf Platz sieben verglichen mit dem Rest der Welt. Spitzenreiten sind nach wie vor die USA, gefolgt von China. Laut der Prognose der Autoren des Global Wealth Reports wird die Zahl der Reichen in Zukunft weiter steigen – während am andere Ende die Not jener, die an oder unter der Armutsgrenze leben, durch die Corona-Krise immer größer wird.


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