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Eine Schande für den Fußball

Japans Spieler stehen sich in Wolgograd ins Achtelfinale

Japan stellt das Spielen ein und macht die Fair-Play-Wertung zur Farce.


Wolgograd. Die Schlussminuten der Partie Japan gegen Polen weckten Erinnerungen an die „Schande von Gijón". Den Nichtangriffspakt, den die deutsche mit der österreichischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien geschlossen hatte, um gemeinsam in die nächste Runde einziehen zu können. Deutschland siegte damals kampflos 1:0, Polen gestern in Wolgograd mit dem selben Ergebnis gegen die Japaner, die ab der 85. Minute das Fußballspielen eingestellt hatten. Zu diesem Zeitpunkt lag das Team von Akira Nishino punkt- und torgleich, aber dank der besseren Fair-Play-Wertung vor Senegal auf Tabellenplatz zwei. Doch mit Fair-Play hatte das nichts zu tun.

Minutenlang schoben sich die Japaner stehend den Ball zu, während die seit der 59. Minute durch einen sehenswerten Volleytreffer von Jan Bednarek führenden Polen in ihrer Hälfte verharrten. Im zeitgleichen Parallelspiel in Samara waren die Kolumbianer zuvor durch ein Tor von Yerry Mina (74.) in Führung gegangen, der Senegal dadurch auf Platz drei abgerutscht. Offenbar waren die japanischen Spieler davon in Kenntnis gesetzt worden - und schoben sich mit einer ruhigen Kugel ins Achtelfinale. Schiedsrichter Janny Sikazwe (Sambia) forderte die Teams zwar gestenreich zum Weiterspielen auf. Vergebens.

Beide Spiele endeten 0:1 (0:0), eines davon mit Arbeitsverweigerung. Angesprochen auf die Szenen sagte Frankfurts Makoto Hasebe, es sei zwar „ein komisches Gefühl" gewesen, „aber so ist Fußball." Die Senegalesen, die sich aufgrund von zwei mehr verschuldeten Gelben Karten aus dem Turnier verabschieden müssen, dürften das anders sehen. Im Achtelfinale bekommen es Japan und Gruppensieger Kolumbien nun mit England oder Belgien zu tun. Hasebe dazu: „Wir werden hart arbeiten müssen."

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