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Trend auf der IFA: Armbänder für mehr Bewegung

Im Trend: Fitnessuhren und Wearables

Hersteller von Fitnessuhren wollen das Leben ihrer Kunden gesünder machen: bei der Ernährung, beim Sport - und nun auch beim Schlafen.


Musiker und Extremsportler Joey Kelly steht bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) auf dem Stand eines bekannten Sportarmbandherstellers und zeigt auf seine Fitnessuhr. Da dieser Begriff nur wenig marketingtauglich ist, nennen die Hersteller sie Smart-Watch. Smart, also schlau, sind diese Uhren, weil sie beim Tragen Daten über den Körper sammeln. Sie dokumentieren jeden Schritt, den der Träger geht, mit welcher Geschwindigkeit er sich fortbewegt und wohin. Sogar den Schlafrhythmus dokumentiert das Gerät, das als Uhr kaum noch bezeichnet werden kann. Smart-Watches sollen zu einem gesünderen, vitaleren Leben verhelfen, sagen die Hersteller.

„Natürlich ist es interessant zu sehen, wie viele Kilometer ich gelaufen bin", sagt Joey Kelly während er auf seiner High-Tech-Uhr seine gelaufenen Strecken der vergangenen Tage zeigt. Er trage sie jeden Tag, außer nachts, so Kelly. Das solle er aber besser tun, denn das gäbe ihm eine Menge weiterer interessanter Daten, anhand derer er dann seinen Schlaf optimieren könne, erwidert Stefan Gruschke. Er ist Marketingmanager von Fitbit, eines der weltmarktführenden Unternehmen für „Wearables", ein englischer Überbegriff für tragbare elektronische Geräte wie Kelly's Smart-Watch. Überhaupt geht es um Optimierung. Selbstoptimierung, um genau zu sein. Bei der Ernährung, beim Sport - nun auch beim Schlafen.

Vom Sauerstoffgehalt im Blut bis zum Stresslevel

„Es ist ein ganzheitlicher Ansatz", erklärt Gruschke. Die neuen Fitnessuhren können über den Nutzer unter anderem biologische Daten zusammentragen wie den Sauerstoffgehalt im Blut, den Herzrhythmus oder den Stresslevel. Sie können mithilfe des eingebauten „Global Positioning Systems" (GPS) auch die Aufenthaltsorte, die zurückgelegten Kilometer und die Geschwindigkeit der Fortbewegung analysieren. Daraus können Firmen wie Fitbit individuelle Trainingspläne und Tipps für ein gesünderes Leben formulieren, sagen sie.

Es entstehen aber auch jede Menge sensibler Daten, die vor allem für Krankenkassen und die Gesundheitsindus­trie ebenso interessant wie wertvoll sein könnten. „Diese Daten liegen auf dem Fitbit-Server und der steht in den USA", sagt Gruschke. Und weiter: „Wir geben sie an niemanden, wir verkaufen sie nicht." Schließlich würden sie damit vor allem sich selbst schaden, erklärt der Vermarktungsleiter.

Doch um den Datenschutz geht es auf der IFA nur am Rande. Im Fokus stehen technische Neuheiten und so wartet Fitbit gleich mit drei neuen Produkten auf. Zum einen die Fitness-Tracker-Uhr Ionic, deren Akku vier Tage lang halten soll. Sie verfügt außer über einen Pulsmesser und GPS nun auch über einen Musikspeicher für rund 350 Lieder. Diese können dann über die ebenfalls auf der IFA präsentierten wasser- und schweißresistenten Bluetooth-Kopfhörer Fitbit-Flyer gehört werden.

Eine Körperwaage, die sich mit dem Smartphone verbinden lässt

Die dritte Produktneuheit ist die Aria 2, eine Art Körperwaage, die sich mit dem Smartphone verbinden lässt und mithilfe der gesammelten Daten den Body-Mass-Index und den Körperfettanteil berechnet. Im Herbst sollen zwei Personal-Trainer Programme und ein Ernährungs- und Gesundheitssystem folgen. Geht es nach Fitbit-Gründer James Park, sollen die Produkte „das Verhalten der Menschen ändern". „Du musst dir das wie einen Sicherheitsgurt vorstellen", der deine Gesundheit beschützt, sagt Park auf der IFA. Die Nutzer sollten ihre Häuser nach Möglichkeit nicht mehr ohne ein Fitnessarmband verlassen, sagt er fast warnend. Ohnehin sei beispielsweise die neue Ionic eine „umfangreiche Lösung dafür, dass die Leute besser essen, schlafen und trainieren", so der Fitbit-Chef. Das unterscheide sie von all ihren Mitbewerbern, die dagegen Kompromisse eingehen müssten. Am IFA-Stand von Garmin sieht man das anders. Unter dem Motto „Beat Yesterday" setzt die Konkurrenz mit ebenfalls drei neuen Fitnessuhren ein Ausrufezeichen. Die Modelle „Vivomove hr", „Vivoactive" und „Vivosport" bieten ähnliche Funktionen wie die Herzfrequenz-Messung am Handgelenk, Schrittmesser oder die Stresslevel-Messung.

Die „Vivosport"verfügt über vorin­stallierte Programme fürs Laufen, Radfahren oder Krafttraining. Die „Vivoactive" bietet darüber hinaus Trainingspläne, 15 integrierte Sport-Apps und die Möglichkeit, mit der Uhr zu zahlen. Kunden müssen dafür ihre Bankverbindung bei Garmin hinterlegen, den Rest erledigt die Uhr mithilfe eines Sensors wie eine Kreditkarte. In Halle 4.2 befindet sich mit Tom Tom noch ein Dritter „Wearables"-Anbieter. Das aus dem Navigationsbereich stammende Unternehmen setzt im Gegensatz zur Konkurrenz nicht auf ein neues Gerät, sondern auf Software. Über den Sauerstoffgehalt im Blut, der über den Puls errechnet wird, soll das Fitness-Alter des Nutzers bestimmt werden. Das Credo: Mit mehr Sport lässt sich der Körper verjüngen. Für jene, denen das als Motivation noch nicht reicht, hat Tom Tom ein Punktesystem entwickelt. Hinzu kommen spezielle Workouts und Trainingsziele.

Extremsportler Kelly hat sich für die Ionic von Fitbit entschieden, allerdings sei diese ein „High-End-Produkt", sagt er. Und mit einem Preis von 350 Euro eine der teuersten Fitnessuhren. Neben den genannten Unternehmen stellen auf der IFA auch Samsung und Medion ihre neuen „Wearables" vor. Letzteres setzt vor allem auf eines: Datenschutz. Die Fitness-Daten wandern statt in die USA lediglich auf das eigene Smartphone. Wenngleich auch hier Sicherheitskopien auf einem deutschen Server gemacht werden können.

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