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Die Toilette ist kaputt, für den Kuchen fehlt noch das Rezept, und wie wird eigentlich eine Krawatte gebunden? Fragen über Fragen, die uns im Alltag beschäftigen und auf die es oft nur eine Reaktion gibt: Erstmal googlen. Laut dem Online-Portal Statista gab es im Jahr 2016 rund 3,29 Billionen Suchanfragen bei Google. Was wollten die Nutzer in so vielen Suchanfragen wissen? Genau das hat sich ein Datenjournalist aus dem Google News Lab nun zum Thema gemacht: "How to fix a toilet - and other things we couldn't do without search" heißt der Essay: "Wie man eine Toilette repariert - und andere Dinge, die wir nicht ohne eine Suchanfrage tun könnten". Herausgekommen ist eine Ansammlung von täglichen Suchanfragen, die sicher jeder schon einmal gestellt hat.
Von Glühbirnen bis hin zur Toilette: Im Haushalt stehen immer mal wieder irgendwelche Reparaturen an. "Wir haben uns die Dinge angesehen, bei denen wir am meisten Hilfe brauchen - von den einfachsten Reparaturen bis hin zu denen, für die wir einen Profi brauchen", schreibt der Autor. "Unser Ego lässt uns aber trotzdem weitermachen oder es uns wenigstens selbst versuchen." Die Werte werden im Suchindex angegeben: Dieser definiert eine festgelegte Größe mit der die jeweiligen Suchanfragen vergleichbar gemacht werden.
Bei der Reparatur der Glühbirnen, von Türen, der Waschmaschine oder des Kühlschranks hoffen die Nutzer auf die Unterstützung von Google. "Wandregale, Türen und Fenster waren die Reparaturen, die in nahezu jedem Land am meisten gesucht wurden", schreibt Autor Xaquín González Veira im Essay. Was alles im Haus repariert werden kann, ist aber nur ein Teil der alltäglichen Suchanfragen. Ein Blick auf die Top 100 der Weltweiten "How-To"-Suchanfragen zeigte, wo im Alltag noch Hilfe gebraucht wird: vor allem in der Küche und in der Liebe scheint es Unterstützungsbedarf zu geben.
"Wir befreien unsere Gehirne davon, bestimmte grundlegende menschliche Informationen im Speicher zu behalten", schreibt der Autor. "Deshalb haben wir vergessen, wie man ein paar ziemlich einfache, erwachsene Aufgaben erledigt." Zum Beispiel wie man ein Ei kocht: Denn diese simple Aufgabe hat immerhin einen Suchwert von 12. Und das Ei hat es den Google-Nutzern scheinbar ziemlich angetan: Wie hartgekochte Eier, Rühreier, Omelette und pochierte Eier zubereitet werden - all das fragen die Nutzer die Suchmaschine. Und die Liste mit Tipps am Herd geht weiter: "Wie macht man Pancakes" wurde am meisten gefragt. Aber auch nach der Zubereitung von French Toast oder Pizza fragen die Nutzer. Und "Wie wird eigentlich eine Mango aufgeschnitten?"
Auch das Thema Liebe beschäftigt die Nutzer: Wie küsst man? Und wie sag ich jemandem, dass ich ihn gerne mag? "Ein guter Teil der meistgesuchten "How Tos" klingt, als ob sie von jemandem zwischen 12 und 21 gefragt wurden", schreibt González Veira. "Sie zeigen die schrecklich süße, unschuldige, romantische Ignoranz unserer Teenager."
Die Rangliste der Liebessuchen führt der Kuss mit einem Suchindex von 55 an. Es folgen die Schwangerschaft und das Thema Liebe im Allgemeinen. Vor allem aber scheint es Menschen schwer zu fallen, jemand anderem die eigene Liebe zu gestehen: "Wie bekomme ich ein Mädchen dazu, mich zu mögen?", "Wie kann ich ein Mädchen beeindrucken?", "Woher weiß ich, ob ein Junge mich mag?" oder "Wie sage ich einem Jungen, dass ich ihn gerne habe?". Bei all diesen Fragen hoffen die Nutzer auf Abhilfe durch die Suchmaschine.
Von romantischen Anfragen zur Liebe geht es hin zu den organisatorischen Fragen des Lebens: "Dieser kleine Brocken von Fragen klingt, als wären sie von jemandem gefragt worden, der nur ein bisschen älter als 21 Jahre alt ist", schreibt González Veira. "Wenn einige anfangen, die süße, unschuldige, romantische Ignoranz von sich als Teenager zu vermissen." Dann stehen nämlich besonders erwachsene Fragen auf dem Programm: "Wie verdiene ich Geld?", "Wie spare ich Geld?", "Wie bekomme ich einen Reisepass?" oder "Wie ändere ich meinen Namen?".
Sind die großen Fragen beantwortet, geht es an die kleinen. Zum Beispiel "Wie binde ich eine Krawatte?", wenn das Bewerbungsgespräch ansteht für den Job von dem Google gesagt hat, dass sich damit Geld verdienen lässt. Das Krawattenbinden ist die Frage, die die Nutzer sehr beschäftigt: Sie hat einen Suchindex von 100. Eine Frage, die immerhin den 11. Platz in der Kategorie belegt, lautet: "Wie bin/werde ich glücklich?". Aber auch eine andere Frage, bei der es ohne Google-Suche tatsächlich nicht weitergehen würde, beschäftigt die Nutzer: "Wie lässt sich ein Zauberwürfel lösen?" Ob Google da die Antwort kennt?
Auch Zeichnungen scheinen bei den Nutzern beliebt zu sein, aber dem Talent muss wohl noch etwas auf die Sprünge geholfen werden. Wie Zeichnungen, Zeichnungen von einer Rose und von einem Hund erstellt werden können, wurde häufig gesucht. Aber auch wie ein Cartoon gezeichnet werden kann. Überhaupt scheinen die Nutzer den Suchanfragen nach zu urteilen kreativ veranlagt zu sein: Auch die Frage "Wie lässt sich ein Papierflugzeug basteln?" ist unter den Top 20.
"Obwohl wir sie Gesundheitsrecherchen genannt haben, gibt es hier wirklich viele Suchen, die hauptsächlich zum Thema Schönheit sind", schreibt González Veira. Dazu zählen Suchanfragen wie "Wie kann ich Gewicht verlieren?", "Wie bekomme ich ein Sixpack?" oder "Wie kann ich meinen Body-Mass-Index (BMI) errechnen?". Alle anderen Suchanfragen enttarnt der Autor direkt: "Diejenigen, die nicht ausschließlich zum Thema Schönheit sind, könnten als Neujahrsvorsätze definiert werden"
"Wir fragen jedes Jahr danach, wie wir Gewicht verlieren können", schreibt der Autor weiter. Und gibt drei Beispiele für saisonale Suchanfragen, die sich jedes Jahr zur gleichen Zeit wiederholen: "Wie kocht man Spargel?", "Wie bitte ich jemanden, mich auf den Abschlussball zu begleiten?" und "Wie verliere ich Gewicht?". Die Spargelsuchanfragen häufen sich vor allem in der Spargelsaison, sie beginnen im Januar und nehmen dann ab April ständig ab. Die Frage nach dem Abschlussball häuft sich im März und die Frage nach dem Gewichtsverlust natürlich dann, wenn die Bikini-Figur zum Thema wird: Zum Beginn des neuen Jahres.
Dann gibt es da noch eine ganz besondere Kategorie: Der Autor nennt sie die viralen "How Tos". Seine Definition: "Das Zeug, das du wissen musst, damit es nicht aussieht, als hättest du die ganze Zeit unter einem Stein gelebt", schreib González Veira. Dazu zählen die Suchanfragen nach den Loom-Bändern, nach denen vor allem zwischen 2014 und 2015 viel gesucht wurde. "Natürlich wirst du sie nie selbst ausprobieren", schreibt der Autor. "Es geht nur darum, dass du über die Theorie oder den Prozess des besagten viralen Themas quatschen kannst, wenn es im Gespräch auftaucht." Auch der sogenannte "Cup Song" bei dem mithilfe von Bechern ein Rhythmus erzeugt wird, taucht in der Kategorie auf. "Natürlich habe ich es gegooglet, nachdem ich Beca in 'Pitch Perfect' gesehen habe", schreibt González Veira dazu. Der Film, in dem der "Cup Song" vorkam, lief im September 2012 an. Das zeigt sich auch an den Suchanfragen, die danach schlagartig anstiegen.
Suchanfragen bestimmen den AlltagVon der Reparatur des Haushaltsgerätes bis zu Tipps für die Liebe: Was wäre unser Leben ohne Suchanfragen? Und für alle, die während sie sich durch den Essay klicken, tatsächlich nicht wissen, wie ein Ei gekocht wird, oder man schnell ein Sixpack bekommt, bietet die Seite eine ganz besondere Funktion: Mit nur einem Klick gibt es direkt die Antwort zur jeweiligen Frage. Und beweist damit wieder: Das Leben ist ein Leben voller Suchanfragen.