eVivam-Autorin Wibke Roth dachte, ihr Lebensstil sei einigermaßen gesund. Aber dann fand sie heraus, wo sich überall Zucker versteckt.
Ich bin, was ich esse. Mich als Expertin in Sachen Nahrung zu bezeichnen, wäre mit Blick auf Studiengänge wie Ökotrophologie, Public Health oder Sports-Nutrition vermessen. Doch diese Frage sei bitte auch für Otto-Normal-Verbraucher erlaubt: Warum muss Zucker augenscheinlich auch da in aller Munde sein, wo keiner reingehört?
Getreideflocken und (Trocken-)Obst: So lässt sich ein Müsli doch ganz gut zusammenfassen. Die Deutschen mögen Fertigmüslis. Im Frühjahr 2014 haben sie laut einem Focus-Artikel dafür mehr als 344 Millionen Euro ausgegeben. Tendenz steigend. In einer kleinen Stichprobe habe ich einfach mal sieben Müslis - allesamt reine Früchte-, Nuss- oder Vollkornmüslis - also ohne Knusper-Schoki-Gedöns - näher betrachtet: Bei einer Referenzmenge von 100 Gramm liegt die Spannbreite von Zucker am Gesamt-Kohlenhydrat-Anteil zwischen 18 und 25 Gramm Zucker zu durchschnittlich 60 Gramm Getreide. Und jetzt?
Was heißt das für dich? Aus dem Gesamtzuckeranteil geht nicht hervor, ob du zugesetzten Zucker fernab der Fruchtsüße zu dir nimmst. Denn je nachdem, wie groß deine Müsliportion ist, nimmst du allein durch Trockenobst wie Rosinen, Äpfel und Bananen schon eine entsprechend große Menge Fruchtzucker zu dir. Laut WHO gebe es keine Hinweise, dass sich der natürlicherweise in Obst enthaltende Zucker negativ auf die Gesundheit auswirkt. Es geht also vor allem um zugesetzten Zucker. Sechs Teelöffel davon am Tag dürfen sein. Allerdings musst du, um den von den Herstellern zugesetzten Zucker zu entdecken, auf die Zutatenliste blicken: in meiner kleinen Stichprobe waren da zum Beispiel mit Zucker geröstete Bananenchips.
Doch selbst, wenn du in die Zutatenliste blickst, blickst du nicht unbedingt, dass es für Zucker eine Reihe gleicher Bedeutungen gibt. So bedeuten Dextrose, Glukose und Traubenzucker das Gleiche. Und weißt du, wie viel Energie in Glukosesirup, Invertzucker und Maltrodextrin steckt? Die App namens Süßmacher der Verbraucherzentrale Bayern e.V. hilft dir bei der Einordnung. Es gibt sie kostenfrei für Android und iOS. Mit der Seite lebensmittelklarheit.de gibt es nach Angaben von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch seit Juli 2011 ein staatliches Portal zum Thema Etikettenschwindel. Synonyme für Zucker zu verwenden ist demnach bereits Werbelüge. Bei diesen zugesetzten Zuckerarten solltest du dir jedenfalls noch mal überlegen, ob du das Müsli wirklich kaufen möchtest.
- Fruktosesirup oder Fruktose-Glukose-Sirup Glukosesirup,
- Glukose-Fructose-Sirup oder Stärkesirup
- Invertzucker
- Karamellsirup
- Süßmolkenpulver
Was bedeutet zuckerfrei?
Da wo zuckerfrei draufsteht, ist übrigens nicht unbedingt null Zucker drin. Stattdessen dürfen es höchstens 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm sein. Alle Produkte, die bis fünf Gramm pro 100 Gramm Zucker enthalten, würden der Ampelcheck-Empfehlung der Verbraucherzentralen entsprechend übrigens grünes Licht erhalten. Bis 12,5 Gramm gäbe es ein gelbes und darüber hinaus rotes Licht für den Verzehr. In Großbritannien arbeite man mit großem Erfolg mit diesem Verfahren: einen einfachen Überblick für eine Kaufentscheidung zu geben. Hierzulande gibt es das nicht.
Wenn du gerne Müsli isst: Warum machst du es dir dann nicht selbst? Klar: Es gibt auch coole Label wie mymüsli.de oder den Bio-Nachfolger müsli.de, bei denen du witzige Kombinationen mit Mohn oder Matcha-Tee zusammenstellen kannst. Sie bieten auch fertige Mischungen an, die bei den selbst mischenden Kunden besonders beliebt sind. Leider fügen beide einigen ihrer fertigen Fruchtmüslis Zucker zu. Immerhin steht da dann auch (Vollrohr-)Zucker drauf. Statt dir eine abfallreiche To-Go-Verpackung zu kaufen: Mach dir dein Müsli doch einfach selbst. Für eine Portion brauchst du zum Beispiel:
- 25 Gramm Haferflocken
- 10 Gramm Buchweizenflocken
- 45 Gramm Kokosflocken
- 1 TL Kakaopulver (stark entölt)
- 10 Gramm Mandelblättchen
- 25 Gramm Feigen, Himbeeren, Brombeeren oder Ananas
- Wenn du magst: 25 Gramm Sahne
Sollte dir das zu wenig süß sein: Gib ein bisschen Xylose hinzu. Der Birkenzucker ist nicht ganz so süß und sorgt dafür, dass deine Zähne heil bleiben. Und die Zutaten kannst du dir auch ganz leicht mit ins Büro nehmen.
von Wibke Roth