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Hauptsache rötlich und lange haltbar

Nicht zu groß, nicht zu klein - und vor allem rötlich müssen sie sein: gut verkäufliche Äpfel in Deutschland (Foto: Walter Schmidt)

Wenn das Sprichwort stimmte, dass schon ein Apfel pro Tag den Arzt erspart, sollten Mediziner einen Berufswechsel erwägen. Denn Äpfel sind das liebste Obst der Deutschen: Etwa 18,5 Kilo an Frischware kaufte jeder deutsche Haushalt im Jahr 2014 - nicht gerechnet jene Früchte, die aus dem eigenen Garten oder von privaten Streuobstwiesen stammen oder die als Apfelsaft, Kompott oder im Apfelkuchen über die Ladentheke gehen. Kein anderes Obst wird so gerne gekauft, weder Bananen (15 bis 16 Kilo) noch Orangen (9 bis 10 Kilo). Pro Kopf verzehrt ein Bundesbürger nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums im Durchschnitt 23,5 Kilo frische und verarbeitete Äpfel. Das wären 65 Gramm am Tag, immerhin ein Äpfelchen. „Der Apfel ist in der gemäßigten Zone die wichtigste Obstart, weil der Baum winterhart ist und die Früchte auch ohne Kühltechnik lange lagern können", schreibt der Publizist Wolfgang Seidel in seinem Buch über die „Weltgeschichte der Pflanzen". Doch heute spielen kühle Keller als Lagerorte für Äpfel nur noch eine geringe Rolle, jedenfalls im Vergleich zu Hightech-Kühllagern mit kontrollierter Atmosphäre. Dort sorgen hohe Luftfeuchtigkeit, niedrige Temperaturen, wenig Sauerstoff und viel Kohlendioxid in der Luft dafür, dass der Stoffwechsel der Früchte deutlich vermindert ist und Vitamine langsamer als in der Obstschale abgebaut werden. Schon dadurch halten sich die Äpfel über mehrere Monate vergleichsweise frisch und können problemlos bis in den Sommer des Folgejahres verkauft werden. Die Alterung solcher Äpfel, die sehr lange lagern sollen, verzögert oft zusätzlich das Gas 1-Methylcyclopropen (Handelsname „Smart Fresh"), das als gesundheitlich unbedenklich gilt. Kühllager-Äpfel wie auch Importware können also locker die Angebotslücke bis zu den ersten deutschen Frühäpfeln im August schließen. Angebaut werden heimische Äpfel in Deutschland auf etwa 32 000 Hektar, ungefähr die Stadtfläche Bremens. Nach der Baumobsterhebung von 2012 sollen hierzulande 72 Millionen Apfelbäume stehen, sehr kleine Bestände und Einzelbäume nicht mitgezählt. An etwa 70 Prozent aller deutschen Obstbäume wachsen Äpfel. Die beiden größten Anbaugebiete sind das Alte Land bei Hamburg mit über 8000 und die Bodensee-Region mit 6800 Hektar Apfelbaum-Fläche. Importäpfel kommen meist aus EU-Staaten(2014 fast 500.000 Tonnen), vor allem aus Italien, sowie aus Neuseeland oder Chile (25.000 bzw. 22.000 Tonnen). Weltweit gibt es über 20 000 Apfelsorten, vielleicht sogar 30 000 - niemand weiß es genau. Allein in Deutschland darf Vermehrungsmaterial von rund 4000 Sorten vertrieben werden. Gemessen daran sind die fünf bis zehn in Supermärkten angebotene Apfelsorten eine jämmerliche Auswahl. Die Spitzengruppe im Abverkauf bilden inzwischen Elstar, Jonagold und Jonagored, Braeburn und Gala; hinzu kommen ebenfalls recht häufige Sorten wie Pinova, Boskoop als Backapfel, Idared und Fuji. Und schließlich ist da auch immer noch der einst sehr viel beliebtere Golden Delicious [...] KOMPLETTER TEXT BEIM AUTOR
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