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Wassersportbranche steht vor großen Veränderungen

Die Wassersportbranche steht vor Herausforderungen: langfristig stehen Veränderungen an, kurzfristig fehlt Personal im Bereich Service und Wartung. (Foto: Vivien Götz)

Sie werden immer größer: Während der Mark für kleine Boote schwächelt, stimmt die Nachfrage nach großen Luxusyachten die Hersteller optimistisch. Im traditionellen Branchengespräch bei der Interboot waren sich Hersteller und Verbandsvertreter einig: 2019 war insgesamt ein stabiles Jahr. „Der Freizeitmarkt ist extrem hart umkämpft, da ist es eine gute Leistung, dass wir die Zahlen vom Vorjahr insgesamt halten konnten“, sagte Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauerverbands.

Während der Markt für kleinere Boote eher schwächelt, werden größere Boote mit über zwölf Meter Länge immer attraktiver. Das zeigt sich auch bei den Exporten. Während die Stückzahlen um 18 Prozent zurückgingen, konnte der Wert der verkauften Boote um 73,8 Prozent gesteigert werden. Diese Zahlen seien aber mit Vorsicht zu genießen, sagte Conradi. „Wir sind eine Branche mit kleinen Verkaufszahlen. Wenn zwei Luxusjachten für über 100 Millionen Euro verkauft werden, schlägt das in der Jahresstatistik einfach voll durch“, erklärte er.

Der Trend vom Segel- hin zum Motorboot bleibt bestehen und auch Katamarane werden wegen ihrer ruhigen Fahreigenschaften immer attraktiver. „Es ist einfach wichtig, dass der Gin Tonic nicht umkippt“, scherzte Hans Roelants, Manager von Sea Ray Boats aus den Niederlanden.


Der Rekordsommer 2018 beflügelte den Chartermarkt in Deutschland. Vor allem an der Ostsee waren die Bootsvermietungen extrem früh ausgebucht. Der Sommer 2019 sei dann „eher schwierig“ gewesen, sagte Sonja Meichle, Vizepräsidentin des Bundesverbands Wassersportwirtschaft. Mai und Juni waren verregnet und diese Ausfälle konnten an schönen Tagen nicht ausgeglichen werden. „Wir können die Leute bei schönem Wetter ja nicht in den Häfen stapeln“, sagte Meichle, auch mit Blick auf die permanente Knappheit von Liegeplätzen am Bodensee. Insgesamt muss die Branche auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren. Der Charterbereich werde sicher wachsen, weil sich die Menschen nicht mehr langfristig binden wollen, prognostizierte Meichle.

Joachim Pfister, Geschäftsführer von Boote Pfister GmbH, sieht in diesem Zusammenhang auch eine steigende Bedeutung des Gebrauchtboothandels. Boote werden außerdem immer wichtiger als Ersatz für Ferienwohnungen. „Die Ausstattung verändert sich entsprechend. Küchen und Bäder werden immer größer und komfortabler“, erklärte Torsten Conradi.

„Der Wassersport wird nach wie vor attraktiv bleiben. Er ist ein Gegenpol zu den Sorgen, mit denen sich die Menschen zunehmend an Land konfrontiert sehen“, sagte Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen. Auch Joachim Pfister war optimistisch, bei den Kunden sei die schwächelnde Konjunktur noch nicht angekommen. Torsten Conradi mochte sich dem nur teilweise anschließen: „Kurzfristig können wir sicher noch sehr gute Geschäfte machen, es ist viel Geld im Markt“, stellte er fest. „Langfristig müssen wir uns aber sicher den ökologischen Veränderungen stellen und unser Angebot massiv verändern“, sagte Conradi mit Blick auf die Zukunft.

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