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Nicht ganz sauber

Der Müll soll nicht einfach nur so dahängen. Mit Blumen, Stickern und Anglerschnur entstehen kleine Kunstwerke, die man erst beim genaueren Hinsehen entdeckt. (Foto: Vivien Götz)

Friedrichshafen - Ist das Kunst oder kann das weg? „Beides!“ würde Simone Eckert vermutlich sagen. Für die Aktionswiese am Kulturufer hat die Stuttgarter Künstlerin ein „Müll-Mobile“ kreiert. Nicht nur Kunst aus Müll, sondern auch Kunst, bei der jeder mitmachen kann, wollte sie dieses Jahr mit ihrem Projekt „flying waste“ anbieten. In erster Linie für die Kinder, aber natürlich auch für alle interessierten Erwachsenen, standen bunte Sammeleimer, Müllzangen und Handschuhe bereit. Die gesammelten Gegenstände konnten dann mit Anglerschnur an Äste und gespannte Leinen unter das Dach des Pavillions im Stadtgarten gehängt werden.

Simone Eckert hat schon in den letzten Jahren immer wieder Mittmachaktionen auf der Aktionswiese angeboten. „In diesem Jahr ging es mir vor allem darum, ein Angebot zu schaffen, bei dem das Konsumieren nicht so sehr in Mittelpunkt steht“, sagt die Künstlerin. Gerade in Zeiten von „Fridays for Future“ sei es wichtig, Menschen immer wieder für das Thema Müll zu sensibilisieren.

Ein Blickfang ist das Müll-Mobile auf jeden Fall. Passanten bleiben immer wieder stehen, um sich genauer anzuschauen, was sich da unter dem Dach des Pavillons im Wind dreht. „Diesen Effekt finde ich besonders schön. Von weiter weg denken sich die Leute 'Das sieht ja toll aus’ und sind neugierig. Sobald sie näher kommen, sieht man ihren Gesichtern dann an, dass sie sich fragen 'Oh Gott, was soll denn das sein?’’“, freut sich Simone Eckert.

Neben der Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit geht es der Künstlerin auch darum, Kinder durch ein schönes Angebot dazu zu motivieren, Müll zu sammeln. „Ich will nicht einfach nur den Müll irgendwie hinhängen, da interessiert mich der ästhetische Aspekt schon auch zu sehr“, erklärt Eckert. Mit Klebeband, Blumen und Federn konnten die Kinder aus ihrem gesammelten Müll kleine Kunstobjekte gestalten, die dann unter der Decke des Pavillons aufgehängt wurden. Vom Einwegfeuerzeug über einen kaputten Regenschirm, bis hin zu zerknautschten Tetrapacks war alles dabei.

Die Kinder zu motivieren sei gar nicht so schwer, sagt Simone Eckert: „Sie haben überhaupt keine Berührungsängste. Die Kinder sehen die flatternden Tüten und die bunten Aufkleber und sind dabei. Das Problem sind viel eher die Eltern. Die sagen dann schon mal: ’Komm lass uns lieber was Gescheites machen’ “, zeigt sich die Künstlerin ein bisschen enttäuscht.

Am Ende teilt das Müll-Mobile aber trotzdem das Schicksal der Vergänglichkeit mit dem Müll, der in den normalen Mülleimern gelandet ist. Kaum war das Mitmachprojekt fertig, musste es auch schon wieder abgebaut werden. Am Dienstagabend wird der Pavillion für den Projektor des Open-Air-Kinos gebraucht.


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