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Apostile

Ausgrabungen

Zu Hause steht eine Kiste, in der sich der Papiermüll sammelt – so lange, bis der aufgetürmte Haufen nicht mehr zu ignorieren ist. Vor der Mülltonne im Hof beginnt dann mein monatlicher Archäologiemoment.
Langsam grabe ich mich durch die einzelnen Schichten. An die Rechnung von gestern erinnere ich mich noch, auch an die leere Packung Kartoffelpüree von Sonntagabend. Aber dann wird es schon verschwommener.
Unter den alten Zeitungen kommt das grüne Briefkuvert letzter Woche zum Vorschein, der in Worte gegossene Unsinn meines alten Freunds bringt ein Lächeln zurück. Dann folgen direkt übereinander vier leere Packungen Mehl. Das war die Plätzchen-Back-Woche und plötzlich schmerzen die verbrannten Fingerkuppen wieder. Und ganz unten taucht die Konzertkarte auf. Als wäre ein Schalter umgelegt worden, läuft der letzte Song in meinem Kopf erneut.
Ich mag diese Archäologiemomente. Gerade wenn die Wochen in der Vorweihnachtszeit verfliegen, hat man kaum Zeit, sich an die ganz einfachen ganz besonderen Momente zu erinnern – man sollte es öfter tun.