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Apostile

Fred Feuerstein

Da stehen sie an der Ampel – schwitzend und frierend zugleich. Kaum streikt die U-Bahn, kramen sie das rostige Damenrad aus dem Keller und fliehen auf die Straße. Die Möchtegern-Radler.
In Strömen fahren sie durch München. Windjacke? Unnötig. Helm? Macht die Frisur kaputt. Selbst funktionierende Bremsen sind eher Luxus. Denken sie. Bis sie auf die Ampel zuschlingern. Zwischen dem Bauzaun an der Ecke und den wartenden Autos bremsen sie dann mit den Schuhsohlen. Fred Feuerstein lässt grüßen.
Roter Kopf an roter Ampel. Vier U-Bahnstationen sind halt doch 20 Minuten Fahrtzeit, und das Isarufer hoch zieht sich’s. Dafür verschafft das Kleidchen Abkühlung. 15 Grad hin oder her: Es ist Juni! Warum zittert die Elfe auf dem Hollandrad dann so? Es sieht so einfach aus, bei denen, die immer auf Münchens Straßen unterwegs sind. Über die man den Kopf schüttelt, wenn sie sich den Radweg freiklingeln. Über deren Regenhose man spottet. Man neckt sie wegen des schweißnassen Hemds im Büro. Bis man sich selber auf den Radweg wagt.