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Fotos von Maks Levin: Er zeigt uns das Gesicht des Krieges

Irpin, 9. März 2022. Zivilisten flüchten mit wenigen Habseligkeiten in Richtung Kiew. Bild: Maks Levin.

Der ukrainische Fotograf Maks Levin wurde am 1. April nördlich von Kiew erschossen aufgefunden. Er soll von russischen Soldaten ermordet worden sein. Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zeigt nun die Bilder des Reporters, der seit 2014 vom Angriff auf sein Land berichtete.

Er war Dokumentarfilmer und Kriegsfotograf. Maks Levin dokumentierte die Gräueltaten der russischen Armee im An­griffskrieg gegen die Ukraine, zuletzt in einem Dorf nördlich von Kiew - bis er Mitte März verschwand. Am 13. des Monats brach er zu einer Reportage auf. Am 1. April, nach dem Abzug der russischen Truppen, wurde Levin nahe dem Dorf Guta Mezhyhirska erschossen aufgefunden. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen habe er eine Weste mit der Aufschrift „Press" getragen und sei unbewaffnet gewesen. Die ukrai­nische Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, Levin sei von russischen Soldaten erschossen worden und nahm Ermittlungen wegen eines Kriegsverbrechens auf.

Eine Fotoausstellung im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zeigt nun 40 Fotografien des ukrainischen Fotojournalisten. Trümmerhaufen, verbrannte Fahrzeuge und zerstörte Brücken - die Bilder zeugen von den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Sie zeigen „ein schreckliches Panorama des Krieges", sagt Jürgen Kaumkötter, Direktor des Kunstzentrums. Ein Motiv der Ausstellung, ein zerstörter Wohnblock in der Ortschaft Borodjanka, war Anfang März auch auf der Titelseite des Spiegel zu sehen.

Doch es sind vor allem die kleinen Mo­mente, die alltäglichen Situationen in ei­nem vom Krieg heimgesuchten Land, die Levin immer wieder einfängt. Da ist die Frau, die Soldaten mit Getränken versorgt und ihnen ein Tablett mit Süßigkeiten reicht. Da ist die Familie, die mit Hello-Kitty-Tasche und dem Schäferhund im Arm zu flüchten versucht. Und da sind die Helfer, die in einer notdürftig zur Krankenstation umfunktionierten Kapelle Verletzte versorgen. In diesen Momentaufnahmen sieht Jürgen Kaumkötter die Stärke von Levins Fotografien: „Das sind Bilder, die eine kom­plexe Geschichte erzählen. Er ist wie ein Übersetzer. Er bringt uns sehr nah ran und schafft es, uns die Grausamkeit des Krieges und dessen Auswirkungen auf die Menschen näherzubringen, indem er uns mit seinen Fotos emotional berührt."

Kuratiert wurden die Fotografien von der Journalistin Nataliia Volianiuk und der Kulturmanagerin Olena Tanchynets. Die beiden Ukrainerinnen waren vor dem russischen Angriffskrieg geflüchtet und lernten sich per Zufall im nordrhein-westfälischen Solingen kennen. Über Bekannte in der Ukraine traten sie mit Levins Witwe in Kontakt und stellten gemeinsam mit dem Zentrum für verfolgte Künste die Ausstellung auf die Beine - und das in weniger als vier Wochen. Jürgen Kaumkötter betont: „Nicht wir machen die Ausstellung über sie, sondern das machen diejenigen, die das erlebt haben. Das ist mir sehr wichtig. Sie sind Teil unseres Teams."

Neun Jahre lang dokumentierte Maks Levin den Konflikt in seinem Heimatland. Ein kleiner Teil der Fotos zeigt die pro-europäischen Demonstrationen auf dem Maidan und die Kämpfe in der Ostukraine, über die er schon 2014, als Russland die Krim annektierte, berichtete. Maks Levin wurde vierzig Jahre alt, er hinterlässt seine Lebenspartnerin und vier minderjährige Söhne.

Die Ausstellung Deadlines: Kriegsbilder des ukrainischen Fotojournalisten Maks Levin ist noch bis zum 26. Juni im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zu sehen. Dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, Museumseintritt neun Euro, ermäßigt 4,50 Euro, bis 18 Jahre frei.
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