Ich habe Sidar, so Martins kurdischer Kampfname, über WhatsApp kennengelernt. Seit einem Monat schicken wir uns Sprachnachrichten zwischen Berlin, Syrien oder dem Irak hin und her - je nachdem, wo er gerade ist. Er wirkt sympathisch, offen und freundlich, seine Chats beendet er gerne mit tränenlachenden Smileys. Im Hintergrund seiner Sprachnachrichten höre ich mal einen Hahn schreien, mal Menschen lachen, mal jemanden zum Essen rufen - und neulich das Geballer eines Maschinengewehrs. So ist es also im Krieg. Viel warten, viel rumsitzen. Und doch geht es immer um Leben und Tod.
Der 21-jährige Bielefelder Martin Klamper* war in der Bundeswehr, vor einem Jahr schloss er sich der kurdischen Miliz YPG an, um gegen islamistische Terroristen, aber auch gegen die türkische Armee zu kämpfen. Dabei hat Martin keinen Migrationshintergrund, der ihn irgendwie mit der Gegend verbunden hätte - er ist aus Überzeugung dort. In Afrin hätte ihn eine türkische Mörsergranate fast das Leben gekostet, Splitter davon trägt er noch immer in seinem Körper. Zurück nach Deutschland will er trotzdem erstmal nicht.