Die Zeit des All-Tourismus ist gekommen. Jetzt müssen nur noch die Richtigen richtig abheben.
Wer kennt es nicht: dieses wunderschöne Foto unseres blauen Planeten, der gerade über dem Mond aufgeht. „Earth Rise" heißt es, Erdaufgang, und es hat dieses Jahr Goldjubiläum. Als der NASA-Astronaut Bill Anders das Bild mit einer Hasselblad-Mittelformatkamera auf Kodacolor-Rollfilm festhielt, hatte die Crew von Apollo 8 gerade zum dritten Mal den Trabanten umrundet. Die Perspektive ist etwas ungewohnt, der Südpol liegt links. Aber was soll's? „Earth Rise" war ein Geschenk an die Menschheit, und hätte es damals schon Digitalkameras und Livestreams gegeben, wäre es sogar ein Weihnachtsgeschenk geworden: Es entstand an Heiligabend 1968. So aber musste erst noch der Film entwickelt werden - nachdem die US Navy die Astronauten samt Raumkapsel aus dem Meer gefischt hatte.
Falls alles nach Plan verläuft, können die beiden ersten Lunar-Touristen noch vor dem 50. Jahrestag mit eigenen Augen nachsehen, was von dieser Schönheit übrig geblieben ist. Vielleicht möchten sie auch ein Erdaufgangs-Selfie auf Facebook posten. Im Zeitplan von SpaceX, der von Tesla-Chef Elon Musk gegründeten Raumfahrtfirma, ist die erste private Mondmission jedenfalls für 2018 eingetragen. Der amerikanische Fernreiseveranstalter steht in der Pflicht: Er hat den beiden Frühbuchern schon vor längerer Zeit eine Anzahlung abgeknöpft - vermutlich die höchste, die je ein Mensch für eine Flugreise hinblättern musste.
Wer die Bonzen, Oligarchen oder Geldadligen sind, die sich von Musks Leuten hinter den Mond schießen lassen wollen, ist noch geheim. Es dürften aber ganz normale Milliardäre sein, die ihren Reichtum ihrer Cleverness, ihrem Fleiß und ihrem unternehmerischen Geschick verdanken. Kurzum: Leute, die nicht sehr überrascht sein werden von dem, was sie zu sehen bekommen. Deshalb hoffe ich, dass diese Persönlichkeiten noch rechtzeitig vor dem Start Muffensausen kriegen. Sie sollten ihre Tickets an Leute verschenken, die eine solche Bildungsreise bitter nötig hätten.
Zum Beispiel an Robbie Davidson. Der Kanadier ist Kreationist, nimmt also die Schöpfungsgeschichte wörtlich. Im vorigen November hat er im Bible Belt an der US-Ostküste die Flat Earth International Conference veranstaltet. Dieses Treffen lockte rund um den Erdball Menschen an, die den Erdball für eine Erfindung des Satans halten...