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Caritas: "Rekordarbeitslosigkeit braucht "Rekordengagement"

Wien-Linz, 04.09.2015 (KAP) Die Caritas der Erzdiözese Wien fordert anlässlich der hohen Arbeitslosenzahlen - Ende August waren 384.585 Menschen in Österreich ohne Job - mehr Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik: "Rekordarbeitslosigkeit braucht Rekordengagement", so Caritas Wien-Generalsekretär Alexander Bodmann. Die für 2017 im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik geplanten Streichungen müssten umgehend zurückgenommen werden. "Wir werden diese Mittel dringend benötigen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen wir alle gemeinsam Chancen, Perspektiven und Teilhaben ermöglichen."

Bodmann äußerte sich am Freitag im Rahmen der Neueröffnung des Caritas "markt_platz shops" am Yppenplatz, das Teil des Arbeitslosenprojekts "ArbeitsRaum" ist. Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen seien Projekte wie "ArbeitsRaum" besonders wichtig. Denn Arbeit sei mehr als ein Job. "Arbeit bedeutet immer auch, Teil der Gesellschaft zu sein und nicht im Abseits stehen zu müssen. Wir dürfen die Nöte der Betroffenen jetzt nicht vergessen", so Bodmann.

Das Beschäftigungsprojekt von Caritas und Volkshilfe, gefördert vom AMS Wien und der Stadt Wien, unterstützt langzeitarbeitslose Menschen bei einem stufenweisen Einstieg ins Arbeitsleben. Das niederschwellige Projekt soll arbeitssuchenden Frauen und Männern Wege aufzeigen, um wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen und sie damit auch wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Je länger nämlich die Phase der Arbeitslosigkeit dauere, so AMS-Wien-Chefin Petra Draxl, "desto schwieriger ist es für viele, wieder ins Erwerbsleben zurückzufinden". Erwerbstätigkeit sichere aber nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, "sondern gibt den Menschen Selbstvertrauen und eine Perspektive", so Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely.

In zwei eigenen Werkstätten und im "markt_platz shop" bietet "ArbeitsRaum" 52 befristete Trainings- und Transitarbeitsplätze zum Erwerb von Arbeitspraxis in verschiedenen Tätigkeitsfeldern an. Daneben erhalten die Teilnehmer qualifizierte Fachanleitung, Personalentwicklung und bei Bedarf medizinische und psychologische Beratung. Seit Beginn des Projekts im Jänner 2014 waren 163 Personen beschäftigt. 67 Prozent konnten in sozialökonomische Betriebe vermittelt werden.

Der "markt_platz shop" im 16. Wiener Gemeindebezirk ist ein beliebtes Geschäft am Brunnenmarkt. Hier werden von Teilnehmern des Projekts "ArbeitsRaum" hergestellte Produkte aus Recylingsmaterial wie Taschen, Geldbörsen oder Schmuck verkauft. Nach einem Umbau erstrahlt das Verkaufslokal in einem neuen Glanz.


Arbeitslosenzahlen "hoch wie nie"


Zu den aktuellen Arbeitslosenzahlen hat sich in einem Gespräch mit "Kathpress" auch Christian Winkler, Geschäftsführer der Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz geäußert. "Wir haben so hohe Arbeitslosenzahlen wie noch nie." Inklusive Schulungsteilnehmern bewege sich die Zahl der Arbeitssuchenden bei annähernd 450.000 Menschen. "Wir müssen dort, wo Bedarf da ist, zusätzliche Arbeitsplätze schaffen." Ein kräftig anschiebendes Konjunkturpaket der Regierung sei dringend nötig. Damit sei es aber nicht getan. "Das Problem ist der Mangel an Arbeitsplätzen." 2014 habe es zu den 450.000 Arbeitssuchenden nur etwa 25.000 gemeldete offene Stellen in Österreich gegeben. Daher müsse die Arbeit mithilfe einer stärkeren Arbeitszeitverkürzung verteilt werden."

Die Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz hat drei Einrichtungen, um Arbeitssuchenden zu helfen. Die älteste ist die gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung, "Jona Personalservice". Diesen Service gebe es seit 1994. Vier Jahre später wurde eine Stiftung für Menschen, die die Diözese nicht mehr beschäftigen, kann gegründet. Die Stiftung unterstütze diese bei der Entwicklung neuer Perspektiven und der Suche nach einem neuen Job. In "ju-can" werden Jugendliche aus schwierigen familiären Umfeldern beim Einstieg in die Arbeitswelt begleitet. Die jungen Menschen werden dort individuell, zum Beispiel bei der Lehrabschlussprüfung, betreut.

Welche Art von Betreuung die Menschen benötigen sei unterschiedlich, die Beschäftigung stehe im Vordergrund. "Alle arbeitslosen Menschen brauchen dringend einen für sie passenden Arbeitsplatz." Darüber hinaus helfe die bischöfliche Arbeitslosenstiftung anderen Sozialökonomischen Betrieben mit zinslosen Darlehen. Deren Gesamtsumme belaufe sich bereits auf etwa drei Millionen Euro, sagt Winkler. Die Arbeitslosenstiftung wurde 1987 von Bischof Maximilian Aichern als Reaktion auf die steigenden Arbeitslosenzahlen gegründet. Neben der Beschäftigung stehe die Weiterbildung im Vordergrund. Die Stiftung ermögliche den Arbeitssuchenden zu ihren Stärken passende Ausbildungsmöglichkeiten.

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