SZ-Magazin: Herr Kirstges, kann man die Welt bereisen, ohne sie zu zerstören?
Torsten Kirstges: Da muss ich Sie enttäuschen. Der Mensch verschmutzt, so lange er reist. Er tut das auch, wenn er zu Fuß von München über die Alpen wandert. Das Papier seines Müsliriegels, die Verpackung der Nudeln, die er in der Jugendherberge isst, das CO2, das er ausatmet. Trotzdem: Man sollte reisen. Urlauber schaffen Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Reisen ist Verständigung. Auf Menschen, bei denen ich übernachtet habe, schieße ich nicht. Die Erbfeinde Deutschland und Frankreich wurden auch durch gegenseitiges Besuchen versöhnt. Tourismus kann für Tier- und Naturschutz sorgen: Wenn Elefanten lieber Touristen gegen Geld gezeigt statt gejagt werden. Und Reisen kann uns gesund und glücklich machen. Man kann versuchen, die negativen Effekte des Reisens kleinzuhalten und die positiven Effekte groß zu machen.
Wie?
Es
gibt ein paar Faustregeln. Die erste: Seltener, aber dafür länger in
den Urlaub fahren. Verreisen Sie nicht sechs Mal im Jahr eine Woche
lang, verreisen Sie zwei Mal – dann aber gleich drei Wochen lang. Die
Umweltbelastung ist geringer, und der Reisestress für Sie auch. Aber
leider sind lange Reisen gegen den Trend. Die Deutschen bleiben im
Schnitt zwölf Tage. Tendenz fallend. Dazu kommen im Schnitt 2,5 kurze
Städtereisen.
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