Unna. Das Narrenschiff ist keine Supervilla. Dass „Hedda Gabler" am Samstag, 12. Mai, trotzdem in einer leben kann, dafür sorgen Regisseurin Kirsten Ulrich-Klostermann und Carmen Miller mit ihrem Bühnenbild.
In Ibsens Stück „Hedda Gabler" geht es um gut ausgebildete, schöne, wohlhabende Menschen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, aber Angst haben, den Status Quo in eine unsichere Zukunft zu verlassen. Hedda ist versucht aus dieser Kleinbürgerlichkeit auf Männerweise auszubrechen: Einmal in ihrem Leben will sie Gewalt über jemanden ausüben.
Diese Handlung drückt die Regisseurin nicht nur über die Sprache aus - auch das Bühnenbild und die Ausstattung unterstreichen das Leben. die Narrenschiff-Bühne bietet dem Naturalismus nur wenig Platz, sie versucht dem Zuschauer nicht eine Küche zu zeigen, nur weil das Stück in einer Küche spielt. Die Narrenschiff-Bühne will mehr.
Das Stück spielt auf der Baustelle zur „Supervilla", in der Hedda Gabler leben möchte. Vieles ist unfertig in dem Bühnenbild und noch mehr wird zerstört - so wie die Leben der Figuren. Dass das Stück in einem unfertigen Gebäude spielt, hat auch einen realistischen Hintergrund: Das Narrenschiff muss kreativ arbeiten, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.
Alles in blauDie Farbe Blau dominiert die sechs Aufführungen, eine Kälte, in der sich die Figuren offensichtlich unwohl fühlen. Auffällig sind die halbundurchsichtigen Folien, die die Bühne teilen. Immer wieder spielen die Schauspieler mit der Dekoration, versuchen durchzuschauen oder zwischen zwei Bahnen durchzulugen. Aber richtig auf das Geschehen schaut keiner von ihnen. „Wenn sie es wirklich tun würden, wäre das Stück sehr schnell vorbei", sagt die Regisseurin Ulrich-Klostermann.
Blau sind auch die Stühle, die einzigen Sitzmöglichkeiten auf der Bühne. Sie sind ebenso kalt wie der Rest der Ausstattung. Quasi vom Hocker bis zum Thron hat das Team verschiedene Stühle zusammengetragen, um ein Spiel zu ermöglichen. Es gäbe so viele Möglichkeiten, etwas über die Stühle auszudrücken. „Es beginnt schon damit, wer auf welchem Stuhl sitzt", sagt Ulrich-Klostermann. Auch die Frage, wer etwa zwischen den Stühlen sitzt oder jemandem den Stuhl wegzieht, unterstützt die Charakterentwicklung.
Tobias Kestin
Original