Ummendorf / sz Das Radrennen rund um das Schloss Ummendorf hat einen eindeutigen Verlierer: den Schweinehund. Den mussten die rund 470 Starter besiegen, um sich den Wettenberg hochzukämpfen. Linus Seif und Eric Süßemilch, Talente des RSC Biberach, haben das neun Mal geschafft.
Der Wettenberg ist steil. Sehr steil, für Nichtradrennfahrer ist es oft unverständlich, wenn nicht sogar völlig verrückt, sich dort mehr als einmal hochzukämpfen. Dazu das frühe Aufstehen, um 10.30 Uhr startet das Rennen. Für die U17-Fahrer des RSC-Biberach, Linus Seif und Eric Süßemilch, und die anderen Fahrer ging es bereits einen Tag vorher los: Nudelparty. Hört sich witzig an, bedeutet aber eigentlich, sich genügend Kohlehydrate für die 76 Kilometer des Rennens draufzuschaffen. Eric schaffte zwei Teller, Linus aß einen. „aber davor gab es schon Braten und viele Kartoffeln", sagt er.
Das Frühstück vor dem Rennen ist ähnlich deftig. Brötchen, Wurst, ganz normal halt. Nach dem Essen heißt es für die Jungs umziehen und auf die Besprechung des Landeskaders warten. Die Zeit bis dahin sieht eigentlich ganz einfach aus: „Wir trinken noch einiges und fahren uns so langsam ein", erzählt Eric.
Die Taktikbesprechung von Trainer Bodo Kriegs fällt dieses Mal recht kurz aus. Kriegs lobt die Süddeutsche als einen der Höhepunkte des Jahres und redet seinen Jungs ein, möglichst unter die besten 30 zu fahren, die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft sorgt für weitere Motivation. Die Landeskader-Mitglieder sollen vorne fahren: „Wenn ihr hinten fahrt, tut ihr euch schwer, nach vorne zu kommen, wenn es abgeht", mahnt Kriegs zu Leistung.
Kapitäne bestimmt er nicht „Aber wenn Linus Seif was sagt, hört ihr da drauf", sagt Kriegs. Linus wird während des Rennens etwa ansagen, nämlich Löcher zu schließen.
Zehn Minuten vor Rennbeginn wird es ernst. Der Helm sitzt, neben der Strecke drängen sich 140 Fahrer, gleich geht es zum Start. Zweieinhalb Stunden werden sie für die 76 Kilometer Strecke brauchen, neun Mal geht es den Wettenberg hoch. „Da denkt man nicht nach", sagt Eric Süßemilch, „außer vielleicht: da müssen alle hoch."
Startschuss, nach der ersten Kurve geht es schon den Berg hoch, das Feld bleibt eng zusammen. Volker Mailach, Sprecher des RSC Biberach, wird nachher sagen: „Das war ein sehr taktisches Rennen." Für Außenstehende sieht die Taktik folgendermaßen aus: Selber quälen. Immer wieder geht es den Berg hoch. Aber die Fahrer wollen es so, es ist hier Hobby. Wer gewinnen will, muss sich quälen. Das sieht Landestrainer Kriegs genauso: Süßemilch und Seif sind absolute Siegertypen. Beim Zeitfahren müssen die Kampfrichter Süßemilch festhalten und auch Linus hat den Siegeswillen."
RSC-Fahrer sind vorne
Die Zuschauer sehen neun Runden, in denen das Fahrerfeld auseinander- und wieder zusammen läuft, drei Runden vor Schluss fährt der Sieger dann alleine vorweg, der Rest bleibt mehr oder weniger eng zusammen. Dann, die letzten zwei Kilometer des Rennens auf der Schweinhauser Straße. 20 Fahrer machen sich bereit zum Sprinten. Süßemilch und Seif fahren vorne links, die Fahrer verteilen sich auf die Straßenbreite. Auf Kommando wird der Sprint eröffnet., das Podest wartet. Spannung pur.
Dann stürzt Eric Süßemilch.
Volker Mailach, der das Auto hinter den Sprintern fährt, flucht erschrocken. Das gesamte Rennen, die Anstrengung, die Anspannung, alles vergebens. Süßemilch ist selbst schwer enttäuscht, dazu kommen Abschürfungen auf der linken Seite. „Na ja, wir waren eng zusammen, da bin ich eben gestürzt." Von einem Mindestabstand hält aber niemand etwas, es macht halt Spaß, mit Gegners Ellenbogen in der Seite um die Platzierung zu kämpfen. Süßemilch landet letztendlich auf dem 25. Platz. Mund abwischen, Füße hoch. Heute geht er schon wieder zu r Schule.
Linus Seif ist Vierter geworden. Ohne Verletzungen, trotzdem ist er niedergeschlagen. „Mist, so knapp am Podest vorbei", sagt er, den Kopf völlig geschafft auf den Lenker gestützt. Seine Platzierung hat sich auf den letzten Metern entschieden. „Ich wollte unbedingt die Position halten. Davon hielten ihn nicht einmal die Krämpfe ab, die das Treten auf den letzten Metern schwer machten. Für Radrennfahrer kein Problem: „Du musst halt den Schweinehund besiegen." Und für den ist Ummendorf einfach kein guter Platz.
(Erschienen: 06.06.2010 22:35)
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