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Analyse: Das Prinzip 'Blackbox' ist kaputt

Wichtige Daten zu speichern, um sie nach einer Katastrophe hoffentlich finden und auslesen zu können, war in den Sechziger Jahren eine tolle Idee. Im Streaming-Zeitalter reicht das nicht mehr. Illustration: Phil Ninh via Rheinische Post

Längst könnte man Flugdaten im Notfall live zum Boden senden. Wenn man wollte. 

Das Wort "Blackbox", verheißungsvoll geraunt, ist längst zum Synonym geworden für einen Schatz, dessen Fund die ultimative Erleuchtung verspricht. Es wirkt wie ein Mantra im Vakuum der allgemeinen Ahnungs- und Hilflosigkeit nach einem Flugzeugabsturz. Übersehen wird dabei eine bittere Wahrheit: Das Blackbox-System, das vor mehr als 50 Jahren – aus heutiger Sicht also zur Halbzeit der kommerziellen Fliegerei –, zu Recht als revolutionär gefeiert wurde, ist seitdem aus Bequemlichkeit, Geiz und überbordender Bürokratie kaum weiterentwickelt worden.

Richtig ist, dass die in den nur schuhkartongroßen Geräten gespeicherten Daten im Nachhinein bei der Rekonstruktion und Analyse von Flugzeugunglücken regelmäßig entscheidend helfen, wenn man sie intakt auffindet. Falsch sind fast alle anderen Annahmen über Blackboxen, weil Mythen stärker sind als Fakten. (...)

Der größte, fatalste Irrtum: Die Verwendung von Blackboxen sei alternativlos.

In ihrer jetzigen Form ist sie nichts als anachronistisch. (...)

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