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Irland: Wühlen im Acker statt Tiki-Taka

Nach dem 1:3 gegen Kroatien muss man die Iren nicht bedauern, schreibt unser EM-Pate Tobias Jochheim - sondern beglückwünschen für ihre Haltung in der Niederlage.

Dass es einen psychologisch nicht ungünstigen Zeitpunkt für Gegentore gibt, muss erst noch bewiesen werden. Die entsprechende Kommentatorenfloskel wäre also überflüssig - wenn, ja wenn es keine Spiele gäbe, in denen es bei einem Team drei Minuten nach dem Anstoß einschlägt, drei Minuten vor der Halbzeit und drei Minuten nach Wiederanpfiff.

Zumal wenn man mit einbezieht, wie sich Irland diese Tore der Kroaten fing : 0:1 nach Flipperspiel im Strafraum, 1:2 nach Fehlpass zum sonst klar abseits stehenden gegnerischen Stürmer, 1:3 nach vom Kopf des eigenen Keepers ins Netz versprungenem Pfostenschuss. Das haut den tapfersten Iren um.

Eigentlich machte die Trapattoni-Elf alles richtig. "Flach spielen, hoch gewinnen" war als Option nie infrage gekommen. Also versuchten sie es mit "Hohe Bälle, irgendwie durchwurschteln". Spielerische Lösungen suchten sie nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Anhänger der Diktatur des Schönen mögen das verurteilen. Doch diese Spielweise ist für die Iren tatsächlich so alternativlos wie das, was uns die Bundeskanzlerin gern als solches verkauft .

Leichtfüßig, lässig, trickreich sind im direkten Vergleich mit Irlands "Boys in Green" nämlich nicht nur die Kroaten, sondern auch jeder andere EM-Teilnehmer. Wenn überhaupt etwas hilft in dieser Ausgangslage, ist es die Durchsetzung fußballerischer Antithesen: Knorrigkeit, Kampfgeist und Standardsituationen. Andere haben Tiki-Taka, Irland bloß das Wühlen im Acker.

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