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Von der Hongkong-Grippe bis zur Pest - die historischen Seuchen der Menschheitsgeschichte

Das Coronavirus hat die ganze Welt im Griff. Erstmals seit einem halben Jahrhundert hat sich eine Seuche so weit ausgebreitet, dass man von einer Pandemie sprechen muss - für die jüngeren Generationen eine nie dagewesene Situation. Doch Pandemien gibt es quasi schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Ein Überblick.

Die Hongkong-Grippe

... ist zwischen 1968 und 1970 die bislang letzte große Seuche gewesen. Sie forderte etwa eine Million Tote, exakte Zahlen gibt es aber nicht. Defensive Schätzungen gehen von 700.000 Opfern aus, offensive sogar von knapp zwei Millionen. In Deutschland kamen aufgrund der Hongkong-Grippe zwischen 20.000 und 30.000 Menschen um, doch auch hier fehlen bestätigte Zahlen.

Erinnern kann sich an diese Pandemie allerdings kaum jemand. "Wir hatten damals eine andere Medizin, eine andere Gesellschaft", sagte Virologe Christian Drosten vor wenigen Wochen in der Talkshow von Maybrit Illner.

Dabei waren die Auswirkungen eklatant. Nach übereinstimmenden Berichten starben beispielsweise in Berlin derart viele Menschen in so kurzer Zeit, dass die Toten in U-Bahn-Schächten zwischengelagert werden mussten.

Die Spanische Grippe

... zählt zu den verheerendsten Seuchen der Geschichte - sie war vielleicht sogar die schlimmste. Der Medizinhistoriker Manfred Vasold hat sich intensiv mit dieser Pandemie, die 1918 kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs ausbrach, auseinandergesetzt und spricht von 25 bis 40 Millionen Toten. Im damaligen Deutschen Reich sollen Schätzungen zufolge 426.000 Menschen umgekommen sein.

Dass sich das Virus damals so schnell und unerbittlich ausbreiten konnte, hing eng mit dem Kriegsgeschehen zusammen. "Im Ersten Weltkrieg untersagte es die Zensur, über die Grippe zu berichten, weil man nicht dem Feind die Nachricht übermitteln wollte: Da schau an, die Deutschen haben die Grippe und werden hoffentlich heftig darunter leiden!", sagte Vasold kürzlich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Der Begriff "Spanische Grippe" sei überhaupt erst zustande gekommen, "weil Zeitungen aus Spanien, das am Krieg nicht beteiligt war, freimütig über die Grippe schreiben konnten", ergänzte Vasold. "Da dachte jeder: Das ist ein Problem in Spanien, aber anderswo grassiert es gar nicht. Das hat die Ausbreitung vermutlich enorm befördert."

Die Asiatische Grippe

... war nach der Spanischen Grippe die zweitschlimmste Influenza-Pandemie der Geschichte. Sie grassierte 1957 und 1958 und hatte ihren Ursprung in China. Weltweit starben etwa ein bis zwei Millionen Menschen, in Deutschland gab es rund 30.000 Tote.

Die Knochen aus einem Doppelgrab von zwei vermutlichen Opfern der Pest in einer Sonderausstellung in Herne. © Quelle: Fabian Strauch/dpa

Die Pest

... hat die Einwohnerzahl in Europa zwischen 1347 und 1351 mehr als halbiert: Von 80 Millionen Menschen auf dem Kontinent starben 50 Millionen. Das hat der norwegische Historiker Ole Benedictow vor einiger Zeit berechnet und die zuvor vermutete Opferzahl deutlich nach oben korrigiert.

Verursacht wird die Pest durch ein Bakterium - zuletzt kam es 2017 zu einem erneuten Ausbruch auf Madagaskar. Unterschieden wird zwischen der Beulenpest, der Lungenpest und der abortiven Pest.

Der 1895/96 erbaute Hygieia-Brunnen im Innenhof des Hamburger Rathauses erinnert an die Choleraepidemie von 1892, bei der über 8000 Hamburger starben. © Quelle: Markus Scholz/dpa

Cholera

... wird wie die Pest durch ein Bakterium ausgelöst und führt unter anderem zu Durchfall. Im 19. Jahrhundert fand die Krankheit ihren Weg nach Europa - insgesamt führte sie bis 1923 zu sechs großen Pandemien. Der letzte große Cholera-Ausbruch in Deutschland forderte 1892 in Hamburg mehr als 8000 Tote. Cholera ist auch heute noch im Umlauf: 2018 meldeten 34 Länder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) knapp eine halbe Million Krankheits- und fast 3000 Todesfälle.

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