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Unentschieden gegen den FC Porto: Die Leiden des Naldo

Gegen den FC Porto hat Schalke 04 eine Reaktion auf den misslungenen Saisonstart gezeigt. Zum Sieg reichte es nicht - weil der Schiedsrichter eine zweifelhafte Entscheidung traf und Naldo nicht sein bestes Spiel machte.


Die Szene, die von Schalkes Rückkehr in die Champions League in Erinnerung bleiben wird, ereignete sich in der 74. Minute. Naldo missglückte im eigenen Strafraum eine Ballannahme, von seinem Knie sprang der Ball weg, natürlich setzte er nach. Dann lag auch schon Gegenspieler Moussa Marega auf dem Boden, und Schiedsrichter Jesus Gil Manzano pfiff - Elfmeter. Otavio schickte Ralf Fährmann in die falsche Ecke, 1:1-Ausgleich, und dabei blieb es (75.).


"Das war überhaupt nichts, ich habe ihn nicht getroffen, das war einfach eine Schwalbe", sagte Naldo später. Noch immer sah er fassungslos aus ob dieser Entscheidung gegen ihn. Auf dem Platz hatte Naldo erst ganz schnell die Arme ganz weit nach oben gerissen, um sie dann in Zeitlupe wieder nach unten sinken zu lassen. Seht genau hin, sollte diese erste Geste vielleicht heißen, ich bin unschuldig. Die zweite war dann Unverständnis und Ärger.


Und in der Tat ließ sich kein elfmeterwürdiger Kontakt feststellen, nicht einmal nach ausgiebiger Studie aller verfügbaren Zeitlupen. "Ich wüsste gern, was heute diejenigen sagen, die gegen den Videobeweis sind", sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. Und Naldo sagte: "Auf diesem Niveau darf einem Schiedsrichter das nicht passieren."

Jesus Gil Manzano und die Schalker, sie werden in diesem Leben eher keine Freunde mehr.


Schon zu Beginn des Spiels hatte Manzano auf Elfmeter gegen Schalke entschieden. Auch da war Naldo der Unglücksrabe - er war zum Kopfball hochgestiegen, hatte den Ball aber stattdessen an die Hand bekommen. Den folgenden Strafstoß von Alex Telles kratzte Fährmann mit einem Reflex unten rechts aus der Ecke, und auf Schalke atmete man einmal ganz tief durch.


Tedescos nüchterne Analyse

"Den ersten Elfmeter, den kann man geben", sagte Schalkes Trainer Domenico Tedesco. "Beim zweiten habe ich keine Berührung gesehen." Es war eine bemerkenswert nüchterne Analyse eines Mannes, der gerade mit 33 Jahren und sechs Tagen zum viertjüngsten Trainer der Champions-League-Geschichte aufgestiegen war, und dabei durch eine strittige Entscheidung womöglich um den Sieg gebracht wurde.


Und es ist es ja nicht so, dass sie auf Schalke gerade unbeschwert von Sieg zu Sieg eilen. In der Bundesliga hat Schalke drei von drei Spielen verloren und ist Vorletzter. Vieles von dem, was Tedescos Mannschaft in der abgelaufenen Spielzeit so stark gemacht hat, die defensive Stabilität und die Effizienz im eigenen Abschluss, sind derzeit nicht mehr zu erkennen. Gegen den FC Porto kamen nur 45.755 Zuschauer - fast 7.000 leere Plätze bei einem Champions-League-Spiel. Auch das sagt einiges aus. Und dann kommen am Wochenende auch noch die Bayern.


Doch alle waren sie nach dem Unentschieden gegen Porto bemüht, die positiven Aspekte zu betonen. Denn davon hatte es gar nicht so wenige gegeben. Zwar war es nicht schön, was Schalke spielte, aber zweckdienlich: Eine Passquote von 67 Prozent, nur 39 Prozent Ballbesitz. Es war Tedesco-Fußball, und er wurde von einem mustergültigen Konter gekrönt: Nach einer Ecke schlug Portos Hector Herrera ein Luftloch, und über Nabil Bentaleb, Suat Serdar und Weston McKennie landete der Ball innerhalb weniger Sekunden bei Breel Embolo, der clever vollendete - 1:0 (64.).


Der große Auftritt des Weston McKennie

"In Gladbach haben wir den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht und heute den zweiten", sagte Tedesco, der mit der Hereinnahme von McKennie einen guten Griff getan hatte. Im Verbund mit Serdar fing McKennie als "Achter" viele Bälle ab, gewann Zweikämpfe und stellte Räume und Gegenspieler zu, manchmal schaltete er sich auch in die Offensive ein.


Wie bei seiner Vorlage für Embolo, als er zunächst drei Portugiesen davonlief und dann das Auge für den besser postierten Mitspieler hatte. Am Ende kürte die Uefa McKennie zum Spieler des Spiels. Von Sebastian Rudy, der nicht einmal eingewechselt wurde, sprach an diesem Abend niemand.


Als Schalke 1289 Tage zuvor das letzte Mal in der Champions League aufgelaufen war, im Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid im März 2015, da war Weston McKennie 16 und spielte für die Dallas Juniors. Heute, bei Schalkes Rückkehr auf die ganz große Fußballbühne, war er nicht nur dabei - er stand direkt im Mittelpunkt. "Natürlich bin ich stolz", sagte McKennie, grüßte einmal in die Runde und verschwand in die Nacht.

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