Miesbach - Es ist Wahlkampf-Zeit in Oberbayern. Der ganze Marktplatz ist gefüllt mit CSU-Parteianhängern und Sympathisanten, nur eine Handvoll Gegendemonstranten sammeln sich am Rande. Zur Unterstützung ist Bundeskanzlerin Angela Merkel ins heimelige Miesbach gekommen. Horst Seehofer und Ilse Aigner durften da natürlich nicht fehlen.
Der Aufwand war immens. Bereits ab sieben Uhr in der Früh war der Marktplatz gesperrt. Eine überschaubare Bühne wurde aufgebaut, reihenweise Sitzbänke aufgestellt, Zäune errichtet. Die Vorbereitungen wurden für den einen Gast getroffen: Bundeskanzlerin Angela Merkel. In den vergangenen Tagen hatte Merkel bei einer Unions-Party in Düsseldorf gesagt: „Nächste Woche sind wir in Miesbach. Miesbach, da war ich noch nie, da freu ich mich drauf." Wir, das sind die Bundeskanzlerin und der Bayerische Ministerpräsident. Die beiden sind derzeit des Öfteren auf Wahlkampftour unterwegs. Merkel, weil sie die Stimmen der CSU braucht, und Seehofer, weil er will, dass Merkel weiterhin Bundeskanzlerin bleibt. Denn so hat Bayern den größtmöglichen Einfluss auf die Bundespolitik. Seehofer gibt sich locker und witzig auf der Bühne. Natürlich stichelt er auch ein bisschen gegen Merkel. Das gehört mittlerweile offenbar dazu, wenn CSU und CDU gemeinsam Wahlkampf betreiben. Seehofer betont: Die Oberbayern seien „bodenständig, fleißig, intelligent, durchsetzungs- fähig". Merkel ergänzt: „Und traditionsbewusst." Seehofer lächelt: „Das, liebe Angela, ist mit dem Wort bodenständig beschrieben." Er betont das „Angela", wie er es immer gerne macht: auf dem e. Nach ein paar kleineren Witzchen, in die sowohl Merkel, Seehofer als auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verwickelt sind, folgt Merkels Wahlkampfrede. Warum ausgerechnet Miesbach fragt Moderator Peter Wagner? „Ich kenne diese Gegend, aber nicht gut genug. Ich war mal zum Frühstücken in Wolfratshausen", witzelt sie in Anspielung auf das berüchtigte Wolfratshauser Frühstück, bei dem einst der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber ihr die Kanzlerkandidatur ausgeredet hat. In ihrer Rede betont sie dann, wie wichtig jeder Einzelne in der Gesellschaft sei. Außerdem werde es mit ihr keine Steuererhöhung und keinen Veggie-Day geben, wie ihn die Grünen fordern. Weiter erklärt sie noch die Wichtigkeit der Europäische Union, aber dass die von der Finanzkrise gebeutelten Länder auch etwas leisten müssten. Über die PKW-Maut spricht sie nicht, aber der nächste Scherz lässt nicht lange auf sich warten: Wenn die Zuschauer nach Hause kommen und gefragt werden, ob sich Merkel und Seehofer vertragen haben, könnten sie antworten: „Ja - und nicht nur ober- flächlich." Seehofer lächelt daraufhin mild. Nun kommen auch die anderen CSU-Kandidaten auf die Bühne. Es werden noch ein paar Geschenke überreicht - Merkel bekommt Wanderstöcke, Seehofer drei Liter Weißbier. Und schon muss das Duo zur nächsten Wahlkampfveranstaltung nach Würzburg. Merkel hinterließ einen bleibenden Eindruck, etwa bei Maria Prem (21 Jahre), Fremdsprachenkorrespondentin aus Schliersee: „Es war sehr interessant, dass Merkel so eine Volksnähe gezeigt hat." Auch Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz ist begeistert: „Mich fasziniert diese Frau." Wenn Merkel einmal in Miesbach war, rechnet sich Pongratz aus, wird sie bestimmt wieder kommen - vielleicht um die neuen Wander- stöcke auszuprobieren. tk