Herr Eisenberg, die Doping-Opfer-Hilfe um Ines Geipel fordert den Rücktritt des LSB-Präsidiums, nachdem es Rolf Beilschmidt nach der Empfehlung der Geiger-Kommission des DOSB das Vertrauen ausgesprochen hat. Treten Sie zurück?
Nein. Die Forderung kann ich aber nachvollziehen, weil Geipel ihre Ziele nicht erreicht hat - den Rücktritt von Beilschmidt und LSB-Präsident Peter Gösel. Und nun ist eben das ganze Präsidium dran. Ich schmeiße nicht einfach so hin. Ich fühle mich den Mitgliedern des Landessportbundes verpflichtet, die mich gewählt haben. Und von denen kam in den letzten Tagen eine Menge Feedback. Viele wollen eine bessere Reflektion der Geschehnisse. Ich teile diese Kritik.
Warum?
Ich hätte mir eine juristisch saubere Bewertung des Falls gewünscht, um zu klären, ob die erhobenen Vorwürfe der Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit arbeitsrechtlich relevant sind. Das wurde abgelehnt. Trotzdem haben wir intern kontrovers und offen diskutiert, aber nichts davon dringt an die Öffentlichkeit. Das halte ich für falsch. Nun entsteht der Eindruck, dass der gesamte LSB nicht zu einer reflektierten Haltung in der Lage sei. Dieser Eindruck trügt.
Wird jetzt wieder ausgesessen und geschwiegen?
Das hoffe ich nicht. Ich möchte dagegen etwas tun. Ich wünsche mir eine bessere Kommunikation - intern und nach außen. Der LSB muss klarmachen, dass er sich den Umgang mit der Stasi-Vergangenheit nicht leicht macht. Die Diskussion um die Frage, ob ein hoher Funktionsträger mit einem Makel als Vorbild taugt, hätte kontroverser geführt werden müssen.
Soll Beilschmidt zurücktreten?
Keiner hat seinen Rauswurf verlangt, auch ich tue das nicht. Aber an seiner Stelle würde ich mich vor dem, was da noch auf ihn zukommt, selbst schützen und damit auch Druck vom LSB nehmen. Im Übrigen fand ich die Empfehlung der Geiger-Kommission sehr intelligent: Sie hat Rolf Beilschmidt empfohlen, besser über die Vergangenheit zu reflektieren und auch Konsequenzen aus diesen Reflexionen zu ziehen.
Lief da in den letzten Monaten eine Kampagne gegen Beilschmidt?
Das war investigativer Journalismus mit Zügen einer Kampagne. Einige Dinge werden polemisch überzogen dargestellt, andere wieder nur angedeutet. So behauptet Geipel immer, Beilschmidt komme in ihrer Opferakte vor. Aber wie er nun genau vorkommt oder was er gesagt haben soll, das benennt sie nie. Warum fragt da eigentlich nicht mal jemand nach? Außerdem gefällt es mir nicht, dass dem LSB kollektiv der Aufklärungswille abgesprochen wird. Das bestreite ich.
Was war an den Vorwürfen gegen Beilschmidt überhaupt so neu?
Viel Neues war das tatsächlich nicht und davon war einiges belanglos, anderes wiederum sehr persönlich, so weit ich das bewerten kann. Es hat sich ja seit dem Bekanntwerden der neuen Vorwürfe kein weiterer Geschädigter irgendwo öffentlich beklagt. Es wird immer gesagt, durch die Tätigkeiten Rolf Beilschmidts sei Menschen großer Schaden entstanden. Welcher Schaden ist denn nun konkret entstanden?
Will der LSB künftig mehr für die Opfer von Zwangsdoping und Stasi-Bespitzelung im Sport tun?
Es gibt Beschlüsse des Präsidiums zu einem Aktionsprogramm im Umgang mit den Ergebnissen der Studie „Zwischen Erfolgs- und Diktaturgeschichte, Sport in Thüringen". Diese Maßnahmen erstrecken sich von Aufklärung im Rahmen der Ausbildung von jungen Athleten, Übungsleitern und Trainern bis hin zu Vortragsreihen mit Zeitzeugen und Opfern dieses staatlich organisierten Irrsinns in der DDR.
Interview: Thomas Fritz