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Champions League: Die Bayern wollen den Henkelpott

Die Allianz-Arena in München. Foto: www.miasanmia.com

Bayern München steht nach dem 2:2-Unentschieden im Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica Lissabon im Halbfinale der Champions League - zum fünften Mal in Folge. Sind die Bayern endlich wieder reif für den Henkelpott?

Von: Thomas Fritz

Wieder gehört der FC Bayern zu den vier besten Mannschaften Europas, wieder ist der ganz große Triumph in greifbarer Nähe. Nach dem 2:2-Unentschieden gegen Benfica Lissabon im Viertelfinal-Rückspiel trennen die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola nur noch zwei Spiele vom Einzug ins Champions-League-Finale, das am 28. Mai im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion ausgetragen wird.

Sollte der amtierende deutsche Meister die vorletzte Hürde aus dem Weg räumen, stünden sie zum vierten Mal in den vergangenen sieben Jahren im Endspiel der Königsklasse. Was spricht für ihren sechsten Triumph im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb? Und was könnte den Bayern noch in die Quere kommen?

Starke Abwehr, großartiger Angriff

Zum einen ist es die ungeheure Erfahrung und Eingespieltheit, die für den deutschen Rekordmeister spricht. Die Achse um Kapitän Philipp Lahm, Franck Ribery und Thomas Müller steht seit Jahren zusammen auf dem Platz.

Die Weltstars verstehen sich blind, ziehen gemeinsam an einem Strang, tun alles für den Erfolg. Fast jede Position ist doppelt und gleichwertig besetzt. Mit seiner Tiefe und Qualität gehört der Bayern-Kader zur Crème de la Crème in Europa - im Angriff und in der Verteidigung.

Beleg? Sowohl in der Bundesliga (69 Tore) als auch in der Champions League (28) haben die Münchener die meisten Tore erzielt. Das Duo Lewandowski-Müller narrt die gegnerischen Verteidigungsreihen national wie international am laufenden Band: Müller kommt in beiden Wettbewerben auf 26 Tore, der polnische Nationalspieler gar auf 33. Auch die Abwehr bewies mit bisher nur 14 Gegentoren in 29 Bundesliga-Partien ihre enorme Qualität.

Zudem lässt sich die Mannschaft nicht mehr so leicht verunsichern. Die Art und Weise, wie im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin die Verlängerung erzwungen wurde sowie die Reaktion auf den 0:1-Rückstand in Lissabon sind Zeichen einer Entwicklung.

Bayern-Sportchef Matthias Sammer lobte ein "hohes Maß an Erfahrung" und die Fähigkeit, sich in solchen Situationen nicht von Emotionen leiten zu lassen. "Ich glaube, uns kann einfach nichts mehr überraschen", sagte Sammer.

Schwächelnde Konkurrenz


Der Bundesliga-Tabellenführer scheint personell und mental besser aufgestellt als in den ersten beiden Jahren unter Pep Guardiola. Der Mann auf der Bank ist ein weiteres großes Plus. Der extrem ehrgeizige und taktisch versierte Spanier will in seinem dritten Jahr in München unbedingt den Henkelpott in die Höhe stemmen und den Klub als Champion in Richtung Manchester City verlassen. Am liebsten mit dem Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph. Er würde es als persönliche Schmach empfinden, mit diesem Kader nicht zumindest ins Finale einzuziehen.

Nachdem mit dem FC Barcelona der Titelverteidiger und Mitfavorit ausgeschieden ist, sind die Chancen der Bayern weiter gestiegen. Denn die verbliebenen Teams Real Madrid, Atletico Madrid und Manchester City zeigten in dieser Saison viele Schwächen.

Real konnte mit Mühe und Not das Ausscheiden gegen den VfL Wolfsburg abwenden. Zudem stehen von den Halbfinalisten nur die Bayern in ihrer nationalen Liga auf dem ersten Platz - das gibt extra Selbstvertrauen.

Besonders pikant wäre allerdings das Aufeinandertreffen mit Manchester City, Guardiolas Arbeitgeber ab der kommenden Saison. Denn der im englischen Titelrennen abgeschlagene Klub spielt wohl nur dann 2016/2017 in der Königsklasse, wenn er in Mailand den Titel holt. Könnte sich der Spanier dadurch hin- und hergerissen fühlen?

Fragezeichen in der Abwehr

Schließlich gibt es doch noch eine kleine Baustelle bei den Bayern: die Hintermannschaft. Abwehrchef Jerome Boateng steht zwar kurz vor seinem Comeback und könnte im Halbfinalrückspiel (3./4. Mai) wieder eingreifen.

Der dauerverletzte Innenverteidiger Holger Badstuber wird dagegen noch länger pausieren müssen. Aushilfsverteidiger Joshua Kimmich (21) steht bei Guardiola hoch im Kurs und machte seine Sache in der Innenverteidigung mehrfach sehr ordentlich.

Er leistete sich aber im Achtelfinal-Hinspiel gegen Juventus Turin auch zwei folgenschwere Fehler, die zu Gegentoren führten. Der mögliche Einsatz des schmächtigen 1,76 großen Mittelfeldspielers gegen Weltklasseangreifer wie Christiano Ronaldo (Real Madrid), Antoine Griezmann (Atletico Madrid) oder Sergio Agüero (Man City) birgt zumindest ein gewisses Risiko.

Schließlich bleibt da noch Schlussmann Manuel Neuer, der zuletzt ungewohnte Schwächen zeigte. Beim 2:2 in Lissabon verschuldete er den 0:1-Rückstand, als er an einem langen Ball vorbeisprang.

Qualität, Erfahrung, großes Selbstvertrauen, unbändiger Siegeswille: Alles in allem haben die Bayern trotzdem sehr gute Chancen, ins Finale einzuziehen. Und dann ist letztlich alles möglich. "Wir sind dort, wo wir auch in den letzten beiden Jahren waren", sagte Pep Guardiola nach dem Halbfinal-Einzug. "Jetzt wollen wir einen Schritt nach vorne machen."

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