Lange Zeit gilt Olaf Scholz als aussichtlos im Rennen um das Kanzleramt. Doch jetzt ist er von drei unpopulären Kandidaten der beliebteste. Bei einer Tour durch seinen Wahlkreis in Potsdam gibt er sich optimistisch.
Seit Mai hat sich Scholz herangepirscht. Wenn der Kanzler jetzt direkt gewählt würde, hätte Olaf Scholz die besten Chancen auf die Nachfolge von Angela Merkel. Sein Vorteil sind die Patzer der anderen Kandidaten. Seine Devise scheint jetzt: Fehler um jeden Preis vermeiden. Einladung von Fortuna Babelsberg, ein kleiner Verein mit einer großen Jugendabteilung. Die Angst vor dem Eigentor. Selbst auf dem Fußballplatz, eigentlich eine Steilvorlage für jeden Wahlkämpfer, weil sich hier dynamische, lockere Bilder fast von selbst ergeben - selbst hier bleibt Scholz eher reserviert. Schlendern, Lächeln, Small Talk halten: Wer keine Fehler macht, gewinnt am Ende meistens.
Olaf Scholz spricht zu den Kids: Scholz: "Alles Gute." Kinder: "Schönes Wochenende." "Ich wünsche euch viel Erfolg für das Spiel am Wochenende." Kinder: "Danke"Aber Scholz bleibt dabei: Bloß keine potentiell peinlichen Bilder.
Wenn man ihn zwölf Stunden auf Schritt und Tritt verfolgt, findet man durchaus Momente, in denen Scholz lockerer ist.
Zum Beispiel bei der Frage nach seinen Koalitionsvorstellungen.
Kurz blitzt so etwas wie Witz auf. Aber sofort danach wieder der Scholz, der sich zurücknimmt, der seine Worte wohl überlegt. Denn im Scherz könnte man ja schnell was Falsches sagen. Und Fragen nach Skandalen wie Cum-Ex beantwortet er einfach nicht. Olaf Scholz besucht die Druckerei, die seine Flyer druckt. Vergangene Woche hat die SPD ihre Kampagne vorgestellt. Ihr Slogan: Scholz packt das!
Voxpops: "Herr Scholz hat, das ist ein wichtiger Aspekt, mehr politische Erfahrung. Frau Baerbock kann perspektivisch sicherlich auch eine gute Politikerin werden, wenn man das sagen darf. " "Ich hoffe ja auch, dass er Kanzler wird." "Ich bin noch unentschieden und deshalb ich gedacht: Nutze ich die Chance heute mal und schaue, ob sich das ändert." "Sehr sympathisch, der Mann von nebenan, so wie er sich gibt. Mal sehen, was er erzählt. "Bürgerversammlung nach dem amerikanischen Townhall-Format. In seinem Wahlkreis, in dem er pikanterweise auch gegen die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ins Rennen geht. Es sind überwiegend SPD-Anhänger gekommen, aber auch ein paar, die noch unentschlossen sind, wen sie am 26. September wählen.
Und er erzählt viel. Fast zwei Stunden dauert die Veranstaltung. Aber erst am Ende zeigt sich Scholz ein bisschen angriffslustig.
Sein Name steht nicht für Inszenierung. Scholz wirkt zufrieden: Ein langer Wahlkampftag verlief ohne Pannen und er musste nicht aus der Deckung kommen - genauso, wie er sich das vermutlich vorstellt.