Lars Graß vom Verein Rückenwind im Bremerhavener Stadtteil Lehe ist genervt von der stereotypen Berichterstattung über arme Kinder.
Bremerhaven-Lehe an einem Montagnachmittag. Auf der Goethestraße, einer Allee mit Kopfsteinpflaster, Bäumen und Gründerzeithäusern, an denen teilweise der Putz abblättert, ist mehr los, als mancher verlassener Hauseingang vermuten lässt. Es fahren kaum Autos, die meisten Menschen sind zu Fuß unterwegs. Das lauteste Geräusch ist hier Möwengeschrei. Ein Hauseingang kündigt an allen Fenstern an, dass hier bald ein Café entsteht. Durch gemeinsames Engagement im Stadtteil seien einige der Schrottimmobilien bereits restauriert worden, erzählt Lars Graß, der im Verein „Rückenwind" Kinder im Stadtteil betreut und auch bei den Hausaufgaben hilft. Der Eingang zum „Rückenwind" befindet sich an der Ecke eines Wohnhauses. Der große Raum im Erdgeschoss inklusive Küche mit niedrigen Arbeitsplatten ist voll mit Spielen und Bildern, die Pinnwand übersät mit Zetteln zu den Corona-Regeln. Auf den Tischen stehen Experimentierkästen und kleine Gläser mit Plastikspinnen. Das Thema dieser Woche im Ferienprogramm lautet „Forschen und Experimentieren".
taz: Herr Graß, sprechen wir genug über Kinderarmut?
Lars Graß: Ich glaube, wir müssen anders darüber sprechen und auch nicht nur dann, wenn Studien, wie die der Bertelsmann-Stiftung rauskommen.