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PR on Demand: Recherchescout.de

Für Journalisten, die ihre Themen nicht an Pressemitteilungen ausrichten, könnte Recherchescout.de ein interessantes Werkzeug werden. Thomas Reintjes hat's getestet

Recherchescout bietet quasi Pressemitteilungen on Demand. Wer zu einem bestimmten Thema Informationen oder Ansprechpartner sucht, kann über die Seite eine Anfrage an Unternehmen und Verbände stellen.

Soviel vorab: Recherchescout.de ist noch im Beta-Stadium, also noch work-in-progress, und über die Qualität der Rechercheergebnisse kann ich in diesem Artikel nichts sagen.

Bevor ich mich mit Namen und E-Mail-Adresse registriere, versucht die Seite erstmal, Vertrauen aufzubauen. Die beiden PRler, die die Seite gegründet haben, Kai Oppel und Martin Fiedler, versuchen auf Fotos sympathisch zu wirken und stellen sich kurz vor. Ein prominent platzierter Menüpunkt heißt „Nutzungsregeln": Kurz und knapp lese ich hier, dass meine Rechercheanfragen keine generelle Erlaubnis darstellen, mich mit Werbung und Pressemitteilungen zuzuschütten.

Ich melde mich an. Wenige Sekunden später lande ich direkt in der Eingabemaske für eine neue Recherche. Ich muss mich entscheiden, ob ich Informationen, Ansprechpartner oder Material suche und meinem Vorhaben eine Überschrift geben. Im Feld darunter kann ich meine Fragen eingeben. Außerdem soll ich verraten, was ich schon über das Thema weiß. Schließlich kann ich eine Deadline angeben und ob ich lieber per Mail oder Telefon kontaktiert werden möchte.

Und dann stutze ich kurz. Zuletzt soll ich Themengebiete auswählen, „die auf Sie zutreffen". Ich vermute, es geht um mein Recherchethema. Die Liste beginnt mit „Alternative Energien" und „Amateurfußball" und endet mit „Wirtschaftshochschule" und „Wohnungsbau". Meine Themengebiete „Technik" und „Wissenschaft" sind nicht dabei. Kurz bevor ich meine Anfrage absende, entdecke ich aber, dass ich sie selbst hinzufügen kann.

Meine Anfrage läuft, ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Unternehmen, die mir über Recherchescout Antworten zukommen lassen wollen, müssen dafür tief in die Tasche greifen: 1750 Euro kostet sie der Zugang für ein Jahr. Dafür will die Plattform ihnen die Möglichkeit bieten, „Multiplikatoren im entscheidenden Moment mit Informationen zu versorgen".

Recherchescout.de fokussiert sich nicht auf bestimmte Branchen. Vor allem in der Anfangszeit dürfte es daher selten sein, dass sich zu sehr speziellen Themen die passenden Journalisten und PRler auf der Seite treffen. Ein Gartengeräte-Hersteller würde dort vielleicht lange vergeblich auf passende Anfragen warten. Und ein Journalist, der zu künstlichen Herzklappen recherchiert, findet wahrscheinlich in Suchmaschinen schneller passende Unternehmen. Überwinden könnte Recherchescout dieses Henne-Ei-Problem wohl nur, wenn Journalisten trotzdem permanent ihre Anfragen einstellen. Kann man machen, kostet ja nichts. Dann wäre es der Job des Recherchescout-Teams, die richtigen Unternehmen zu kontaktieren und ihnen die Seite mit den Anfragen schmackhaft zu machen. Um zu beweisen, dass das gelingt, hat Recherchescout.de vermutlich nur begrenzt viele Möglichkeiten. Denn sollte meine erste Anfrage nichts ergeben, ist es wohl unwahrscheinlich, dass ich den Dienst noch einmal in Anspruch nehmen werde.

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