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Neues Papier aus alten Milch-Päckchen

„Ich fand das voll schön, weil wir selber Papier gemacht haben", freut sich die neunjährige Florence Joy. „Das war total lustig. Unser Papier ist auch gerissen, dann haben wir das aber wieder repariert."

Die Drittklässlerin hat in der Grundschule „Fritz Reuter" in Warin mit ihren Mitschülern am Projekt „Wir machen Papier" teilgenommen. Dieses ist Bestandteil des Schulmilchprogramms Joe Clever, welches es seit zwölf Jahren gibt, wie Michal Koßmann erklärt. Er fährt zu den Grund-, Haupt-, Behinderten- und Förderschulen in den neuen Bundesländern, die weiteren werden von einem Kollegen übernommen. „Es ist wichtig, die Kinder bereits in dem Alter für Umweltmanagement zu sensibilisieren", bekräftigt der bärtige Mann. Im Vorwege des Projekttages mussten die Grundschüler ihre leeren Schulmilch-Päckchen aufbewahren anstatt sie wegzuwerfen. Daraus stellten die beiden dritten Klassen sowie die vierte Klasse der Grundschule gestern eigenständig neues Papier her. Dafür wurden die gesammelten Päckchen mit einer Maschine zerkleinert und die einzelnen Bestandteile getrennt. Die Papierschnipsel wurden mit Wasser aufgeweicht, so dass ein flüssiger Brei aus Zellstofffasern entstand.

Und aus diesem Brei sollen die Kinder nun ganz leicht neues Papier schaffen. Michael Koßmann macht es der 3b einmal vor, dann sind die zwölf Schülerinnen und Schüler selbst an der Reihe. „Mir ist wichtig, dass die Kinder viel selber machen, damit sie verstehen, was eigentlich passiert", erklärt er.

Jeweils zu zweit wird ein Blatt Papier aus dem Zellstofffaserbrei geschöpft. Jan-Leon und Anjuli arbeiten zusammen. Sie füllen den nassen Brei auf ein Gittersieb, lassen das Wasser ablaufen und trocknen ihn mit „der schnellsten Papiertrocknungsmaschine der Welt", wie Koßmann erläutert. Innerhalb weniger Sekunden wird mit einem Vakuumsauger die Nässe aus dem Papier gezogen. Nun ist Teamarbeit gefragt: Der Zehnjährige und die neunjährige legen das Gitternetz auf den Tisch und klopfen darauf, um ihr noch feuchtes Blatt abzulösen. Als das geschafft ist, legen sie es in Zeitungspapier, wo es geschützt weiter trocknen kann.

„Mit dem fertigen Papier werden wir im Unterricht weiter arbeiten", erzählt Lehrerin Diana Piehl. „Das Papier ist ja ein ganz anderes als das, auf dem die Kinder normalerweise schreiben", erläutert sie weiter. Von der Struktur her ähneln die Blätter Briefbögen aus dem Mittelalter oder einer Schatzkarte, fanden auch die acht- bis zehnjährigen Schulkinder. Die Wariner Grundschule versuche, regelmäßig alle ein bis zwei Jahre am Joe-Clever-Programm teilzunehmen, führt die Lehrerin weiter aus. So solle jede dritte und vierte Klasse mindestens einmal an diesem Umweltschutz-Projekt teilhaben. „Die Nachfrage ist generell sehr groß, trotzdem versuchen wir nach Möglichkeit, so oft mitzumachen", sagt sie weiter.

Wozu Recycling und Umweltschutz wichtig sind, wissen alle Mädchen und Jungen. „Wir recyceln, damit nicht so viele giftige Abgase in die Luft kommen und es nicht so viel Müll gibt", kommt es treffend aus der Runde, und es wird noch drastischer kurz gefasst: „Wenn wir zu viele Bäume abhacken, dann kriegen wir keine Luft mehr".

Bevor die Kinder allerdings mit ihrem selbst hergestellten Papier loslegen und darauf schreiben können, muss es erst 24 Stunden lang trocken. Sie müssen sich also noch gedulden.


15.01.2014, 16:56 Uhr

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