Sie sind Experten in ihrem Fach: 126 Meister, 14 Betriebswirte und 10 Restauratoren haben gestern in Schwerin ihre Meisterbriefe und Prüfungsurkunden von der Handwerkskammer erhalten. Einer von ihnen ist Enrico Diehn.
Der 38-jährige aus Kraak bei Schwerin ist jahrgangsbester Installateur und Heizungsbauer. Nachdem er 1997 ausgelernt hatte, war es Pflicht, fünf Jahre Berufserfahrung zu sammeln, bevor er mit der Meisterausbildung beginnen konnte. Der zweifache Familienvater verschob dies immer wieder, bis er sich dazu entschloss, sich doch fortzubilden. „Es kam einfach immer etwas dazwischen: Geld verdienen, Haus bauen, Familie gründen. Doch irgendwann habe ich mir gesagt: 'Wenn du jetzt nicht anfängst, dann bist du zu alt.'" Diehn besprach alles mit seinem Chef, bei dem er seit 18 Jahren angestellt ist. Er hatte die Möglichkeit, seinen Meister in Voll- oder in Teilzeit zu absolvieren. „Den Meister in Teilzeit zu machen, kam für mich aber nicht in Frage", erklärt Diehn. „Dann wäre ich dreieinhalb Jahre lang jeden Freitag und Samstag nicht zu Hause gewesen und das wäre mit meiner Familie nicht gegangen." Und so machte er die Ausbildung in anderthalb Jahren in Vollzeit. Dabei blieb er im Angestelltenverhältnis, mit Lohneinbußen, wie er erklärt. Zusätzlich finanzierte die Firma den Meister. „Das hat nicht jeder", weiß der Angestellte, „aber da ich schon so lange dort arbeite und meine Firma für Weiterbildung steht, ging das." Alles in allem hätten ihn die vier Prüfungsteile sonst 10 000 bis 15 000 Euro gekostet.
Seit gestern hat der 38-Jährige nun seinen Meisterbrief in der Hand: „Damit hat man die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen." Für Diehn stehen die Chancen nicht schlecht: Bei seinen Chefs stehe in einigen Jahren der Ruhestand an. Dann in die Firma einzusteigen, darüber habe er aber noch nicht entschieden. Enrico Diehn mag seinen Beruf. „Das Schöne ist, dass man jeden Tag sieht, was man geschafft hat. Sachen gehen kaputt und müssen erneuert werden, dann kommt Neues in Mode. Dazu kommen erneuerbare Energien - da ist immer etwas zu tun." Ein interessanter Beruf, meint Diehn: „Man lernt viele Leute kennen, gerade durch den Kundendienst."
Der Jung-Meister aus Kraak hat sich für das Handwerk entschieden - viele andere noch nicht. Weniger Schulabgänger, viele Studienbewerber: Die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern hätten es schwer, genügend Bewerber für einen Job im Handwerk zu begeistern und die freien Ausbildungsplätze zu besetzen, meint der 38-Jährige. Dennoch ist ihm um die Zukunft des Handwerks nicht bange: „Arbeit gibt es immer."
von Tara Gottmann erstellt am 23.Mai.2014 | 06:00 Uhr