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Hilfe fürs Studium: Stipendium für chronisch Kranke

© dpa Sich im Gewimmel der Uni behaupten? Chronisch Kranken fällt das oft besonders schwer.

Finanzielle Hilfe für Studenten gibt es in allerlei Varianten, diese sticht heraus aus dem breit gefächerten Angebot: Zum ersten Mal konnten sich in diesem Jahr chronisch erkrankte Studenten und Auszubildende auf ein neues, einjähriges Stipendium bewerben. Es richtet sich zwar vorwiegend an Mukoviszidose-Patienten, soll aber auch für Studenten mit anderen chronischen Erkrankungen gelten. Das Programm namens „Luftsprung Campus" sei wichtig, weil die Behandlungen der Krankheit häufig zur finanziellen Belastung für Betroffene würden, sagt Volker Potthoff, Gründer der Stiftung „Aktion Luftsprung" aus Hofheim bei Frankfurt. Er selbst bekam Zugang zu dem Thema, als die Krankheit bei seiner Tochter diagnostiziert wurde. Aktuell unterstützt die Stiftung vorrangig junge Menschen mit Mukoviszidose bei ihrem Weg ins Berufsleben, hilft aber auch betroffenen Familien in finanzieller Notlage beim Kauf von Medikamenten.

Chronische Erkrankungen wie Mukoviszidose enden oft mit dem verfrühten Tod der Betroffenen. Zwar hat sich die Lebenserwartung durch den medizinischen Fortschritt stark erhöht, liegt aber weiterhin durchschnittlich bei etwa 40 Jahren. Aktuell leben rund 8000 Menschen in Deutschland mit der Krankheit, je nach Verlauf können sie auch deutlich älter werden. „Deswegen ist es wichtig, dass sich junge Menschen Gedanken um ihre Zukunft machen und sich nicht über ihre Krankheit definieren", sagt Potthoff. Dabei soll das neue Stipendienprogramm helfen. Auf die drei ausgeschriebenen Stipendien gab es mehr als 20 Bewerber, fünf von ihnen überzeugten so sehr, dass spontan zwei zusätzliche halbe Stipendienplätze organisiert wurden. Ihre monatliche Unterstützung beläuft sich auf 250 Euro, das Vollstipendium ist mit 500 Euro im Monat dotiert.

Geld und Mentoring

Neben der finanziellen Zuwendung erhalten die Studenten und Auszubildenden die Möglichkeit, an einem sogenannten Mentoring teilzunehmen - es soll helfen, das Potential von Stipendiaten zu ermitteln und bei Bewerbungen gut abzuschneiden. Denn der Einstieg ins Berufsleben mit einer chronischen Erkrankung ist mitunter schwierig. Die Stiftung sieht sich deshalb als Vermittler zwischen Arbeitgebern und Betroffenen. „Aktuell sind die Hemmschwellen und Hürden in der Arbeitswelt für chronisch Erkrankte noch recht hoch. Dabei gibt es Belege, dass sie trotz ihrer Krankheit nicht häufiger ausfallen als andere Erwerbstätige", sagt Potthoff.

Auch moderne Arbeitszeitmodelle mit einer größeren Flexibilität könnten helfen. Das Stipendienprogramm diene als zusätzlicher Anreiz für junge Menschen, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und eine erfolgreiche Karriere zu starten. Das erste Jahr diene nun dazu, sich einen Überblick zu verschaffen, ob das Programm wie geplant weiterlaufen kann oder ob bestimmte organisatorische Abläufe geändert werden müssen. „Wir müssen ein Bewusstsein für die Thematik schaffen", sagt Potthoff. „Chronisch Erkrankte sind hochmotivierte Arbeitskräfte, die nur darauf warten, sich beweisen zu können." (taan/F.A.Z.)

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