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Vor dem Sturm

In Marokko finden regelmäßig Ausschreitungen gegen das marokkanische Regime statt / picture alliance

Wenn Omar morgens auf die Straße tritt, stellt er sich zwei Fragen: Wo gehe ich jetzt hin? Und: Was mache ich heute? Manchmal ist es da noch gar nicht richtig hell, die Kühle der Nacht hängt noch in der Luft von Al Hoceïma, einer kleinen Stadt an der Mittelmeerküste im Norden Marokkos. An anderen Tagen brennt die Sonne schon senkrecht herunter, wenn er die Tür hinter sich ins Schloss fallen lässt, denn morgens ist, wann Omar aufsteht. Dann zieht er los, in einen ungewissen Tag, an dem alles offen scheint und am Ende doch nur wenig passiert.

Oft landet er an dem Ort, den er eigentlich meiden wollte: im Café. Mit vielen anderen jungen Männern, die nichts zu tun haben, schlägt er hier die Zeit tot. Gemeinsam schauen sie auf den Fernseher; wer Geld hat, wettet auf seine Fußballmannschaft und kann für kurze Zeit auf den ganz großen Gewinn, auf ein besseres Leben hoffen. Davon träumen hier alle. „Die Leute sind arm, deshalb wetten sie. Das ist die einzige Möglichkeit, an viel Geld zu kommen, wenn man nicht kriminell werden will“, erklärt Omar, warum die Männer ihr bisschen Geld lieber in Sportwetten investieren anstatt sich etwas zu essen oder neue Kleidung zu leisten. Die Hoffnung ist für jene, die sich hier versammeln, wertvoller als ein frisches Hemd oder ein voller Magen.

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