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Im neuen Kontext - C/O Berlin

Im neuen C/O Berlin.© Susanne Gietl

Das lange Warten hat ein Ende. Am Donnerstag öffnete das Ausstellungshaus für Fotografie „C/O Berlin" zum ersten Mal seine Pforten. Nicht nur das neue Gebäude am Bahnhof Zoo kann sich sehen lassen.


Auszug aus dem herrschaftlichen Domizil

Oh, wie prächtig war das alte Postfuhramt in Mitte. Ein herrschaftliches Gebäude, das dem C/O Berlin zwölf Jahre lang eine feste Herberge war. Am 8. März 2013 war dann Schluss, unter anderem mit Fotografien aus Ulrich Seidls „Paradies"-Filmtrilogie. Porträts von drei Frauen, die alle das Paradies suchen: in der Liebe, im Glauben, in der Hoffnung. Auch das C/O Berlin suchte. Was konnte das beeindruckende alte Postfuhramt ersetzen? Die jüdische Mädchenschule war im Gespräch, auch etwas in der Nähe des Montbijuparks, letztlich zog C/O Berlin ins Amerika Haus am Bahnhof Zoo.


Ein unscheinbarer Plattenbau für große Kunst?

Es ist ein großer Kasten in freundlichem Hellblau, Weiß und Grau, die Kästchen links und rechts warten mit vielen Fensterfronten auf. Ein Plattenbau? Von außen wirkt das C/O Berlin unscheinbarer, aber auch moderner als seine frühere Stätte. Und - zugegeben, spätestens beim Besuch der ersten Ausstellung wird klar: Im alten C/O Berlin war einfach zu wenig Platz für große Fotografieformate. Zu eng waren die Gänge, zu klein die Räume. Nun wurde Raum geschaffen.


Die Suche nach dem perfekten Foto

Vier Ausstellungen eröffnen mit dem frisch sanierten Gebäude. „Magnum. Contact Sheets - The Photographers` Choice" ist davon die umfangreichste. Fotografen geben Einblick in die Entstehung eines perfekten Bildes, das ihnen zum Ruhm verhalf. Die bekannte Fotoagentur Magnum präsentiert über 100 Kontaktbögen - mit Bildern, die direkt vor und nach dem veröffentlichten Foto geschossen wurden. Jeder Fotograf erzählt dazu seine eigene Geschichte.


Dalis fliegende Katzen

Philip Halsmann, der Dali fliegend mit drei nassen Katzen portraitierte, beschreibt die Entstehung seines Fotos. Schemel, Staffelei, Dalis „Leda Atomica"-Gemälde und einen Stuhl fixierte er mit Drähten, so dass alles erschien, als ob es schwebe. Dali musste 28 Mal in die Luft springen, bis Halsman seine Vision verwirklicht sah: „Meine Assistenten und ich waren nass, schmutzig und der totalen Erschöpfung nahe - nur die Katzen sahen immer noch aus wie neu"


Wege zum perfekten Bild

Martine Franck verhalf der Zufall zum perfekten Bild. Eine Taube landete auf dem Kopf eines Mönches. Bei Thomas Hoepker dauerte es fünf Jahre, bis er den Wert seines Bildes entdeckte. Zu groß war der Vergleich mit seinen Kollegen, die Bilder eines flammenden Infernos des 11. September präsentierten. Er hatte eine Gruppe Diskutierender vor großen Rauchschwaden fotografiert. Sie wirken trotz der Katastrophe im Hintergrund entspannt.


Es gäbe noch viele Situationen zu beschreiben, wie die Fotografen den Weg zum perfekten Bild meisterten. Berühmtheiten wie Margret Thatcher, Che Guevara, Malcom X, die Beatles und der Dalai Lama sind zu sehen, doch die Geschichte, die hinter jedem perfekten Bild lauert ist so spannend, dass man den Namen der Berühmtheit beinahe vergisst, den des Fotografen jedoch nicht mehr.


Weitere Informationen

Magnum. Contact Sheets The Photographers` Choice


Mit Fotografien von Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, Chim, Werner Bischof, Elliott Erwitt, Inge Morath, René Burri, Eve Arnold, Thomas Hoepker, Josef Koudelka, Gilles Peress, Martine Franck, Martin Parr, Jonas Bendiksen, Bruno Barbey, Paolo Pellegrin und Alec Soth und vielen mehr.


30. Oktober 2014 bis 16. Januar 2015

C/O Berlin im Amerika Haus

Hardenbergstr. 22-24

10623 Berlin


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