„Saure Süßigkeiten konsumieren, das bringt Spaß und Abwechslung", sagt Hendrik Colpaert. Er und seine Firma Astra-Sweets haben einiges aufgefahren, auf der Süßwarenmesse in Köln, aber dann sind es am Ende die ganz einfachen Dinge, die funktionieren. Ein Klassiker der belgischen Firma, der nie crashte sondern fliegt und fliegt und fliegt, hört auf den Namen: UFO. Hendrik Colpaert sagt: „Das Besondere an diesem Produkt ist die Kombination zwischen saurem Inhalt und süßer Waffel drumherum." Seit Jahrzehnten beweisen die kleinen Dinger, dass es ein Erfolgsrezept sein kann, Gegensätze zu vereinen: Sauer plus Süß.
Schulz-Kombi: äußerlich säuerlich, innerlich bitterlichWarum will genau das, was beim kleinen UFO klappt, dem großen Parteivorsitzenden Martin Schulz und seiner SPD nicht so recht gelingen? Hendrik Colpaert: „Ja, es muss sauer sein, aber es darf nicht zu sauer sein." Das Erfolgsmodell UFO, erklärt mir Hendrik Colpaert, kommt aus dem medizinischen Bereich. Damals, bevor es Pillen gab, wurden so die nötigen aber geschmacklich fiesen Substanzen in die Partei, äh, in den Organismus gebracht. Aber klar ist auch: Das Erfolgsmodell ist und bleibt innen sauer und außen süß. Schulz versucht es seit Monaten verzweifelt mit einer andern Kombi: äußerlich säuerlich und innerlich... bitterlich. Bei aller Innovationsfreude, auf sowas Beklopptes würde hier auf der Süßwarenmessen wohl keiner kommen.
Der Parteivorstand wirbt für das Projekt „Groko", die Jusos wollen mit einer Neumitgliederkampagne putschen. Häufig hat es in der Geschichte der Menschheit in solch verfahrenen Situationen schon geholfen, sich bei einem guten Gläschen zusammenzusetzen, oder vielleicht bei einer Schnapspraline. Ausstellerin Jessica Herschkowitz: „Wir haben Kirsch, Cognac, Williams, Cointreau, Grappa." Die Schnapspraline hilft zum einen strukturell, weil jeder sofort merkt: Wir machen das jetzt wie Erwachsene. „Diese Schokolade können Sie in der Küche liegenlassen und die Kinder gehen nicht dran", sagt Jessica Herschkowitz. Und zum anderen könnte die SPD von der, sagen wir, entspannenden Wirkung profitieren. Herr Hezger: „Grundsätzlich ist so ein alkoholisches Produkt natürlich in erster Linie ein Genussprodukt, was ich mir vielleicht in trauter Zweisamkeit oder abends vorm Fernseher zu Gemüte tue." Hey Martin, du noch eine Willy-Brandy? - Gerne Kevin. Und dank des geistreich-flüchtigen Inhalts lösen sich die Probleme... einfach auf.
SPD auf der Suche nach dem richtigen BissDann bliebe nur noch die Frage danach, was die SPD jetzt für eine Führung braucht, nicht nur in Sachen Geschmack, sondern vor allem in Sachen Biss. Aussteller Georg Parlasca: „Ich beiß da jetzt rein und ich merke einen guten Knacks." Tja, der gute Knacks. Einerseits nicht wie so ein super harter italienischer Cantuccini a la Basta-Schröder, die nur eingetunkt genießbar sind. Andererseits auch nicht zu viel Zuhören und Verstehen, das wäre dann so ein matschig-weicher amerikanischer Cookie, der, wenn es schlecht läuft, tierisch an den Zähnen klebt. Georg Parlasca sagt: „Der ist zwar nicht splittrig, aber ich merke einen gewissen Bisswiderstand."
Wer Schulz was Gutes tun möchte, der wünscht ihm, dass er genau das in den nächsten Tagen hinbekommt: Den richtigen Bisswiderstand finden, nicht zu hart und nicht zu weich und vor allem ohne dabei völlig zu zerbröseln.