Warum es sich lohnen kann, wenn Frauen mehr über ihre sexuellen Bedürfnisse lernen, erklärt Psycho- und Sexualtherapeutin Sandra Gathmann
STANDARD: Warum fällt es Frauen tendenziell schwerer als Männern, beim Sex einen Orgasmus zu bekommen?
Gathmann: So groß sind die Unterschiede gar nicht. Beim Sex mit sich selbst erleben Männer und Frauen den Orgasmus tatsächlich nahezu gleich häufig. Sie haben eigene "Rituale" und wissen, was sie brauchen - sei es eine bestimmte Stellung, ein Hilfsmittel oder die Fantasie. Anders ist das beim Sex mit dem Partner. Mit ihm kommt nicht mal jede dritte Frau zum Orgasmus - zumindest, wenn sie allein vaginal befriedigt wird.
STANDARD: Also reicht Vaginalsex nicht, damit Frauen einen Orgasmus erleben?
Gathmann: Bei Frauen kommt es vor allem auf die Stimulation der Klitoris und der Vulva, also des äußerlich sichtbaren Geschlechts, an. Wie der Penis ist auch die Klitoris ein Schwellkörper. Anders als viele denken, ist sie jedoch viel größer als diese erbsengroße Perle, die wir von außen sehen. Ihre Schenkel verlaufen im Inneren des Körpers in Form eines Y unter den Scheidenlippen und sind auf jeder Seite gut zehn Zentimeter lang. Beim einfachen Vaginalverkehr, bei dem der Mann mit dem Penis in die Scheide eindringt, wird die Klitoris oft zu wenig oder nur indirekt mitstimuliert - es sei denn, die Klitoriseichel liegt anatomisch nah an der Scheidenöffnung.
STANDARD: Warum initiieren Frauen keine andere Stellung oder helfen selbst mit den Fingern nach?
Gathmann: Um ihrem Partner zu kommunizieren, was ihnen gefällt, müssen Frauen ihren Körper gut kennen. ...