Anders Levermann hat sich zu einer Art Posterboy der Klimawissenschaft gemausert: Eloquent, eindringlich und geduldig legt der Physiker die Faktenlage offen. Seine Sichtweise auf den Klimawandel beeinflusst hat die Zeit in Israel, wo er Zivildienst geleistet und promoviert hat.
„Wir haben hier gerade eine kleine Twitter-Welle am Laufen," erklärt Anders Levermann zum Einstieg des Gesprächs. Als Reaktion auf das neue Grundsatzprogramm der Grünen hat er kurz zuvor ein Statement veröffentlicht, das nun für Diskussionen sorgt. Darin fordert er die Klima-Engagierten um „Fridays For Future“ auf, sich nicht mit den Grünen zu streiten, ob die Erderwärmung nun auf 1,5 oder zwei Grad begrenzt werden muss. „Darüber müssen wir nicht streiten, wir müssen einfach so schnell wie möglich auf null“, sagt Levermann mit Blick auf die Emissionen.
Der Unterschied zwischen 1,5 und zwei Grad liege in der Wahrscheinlichkeit, mit der diese Ziele erreicht werden können. „Wenn Sie 1,5 Grad mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit einhalten, dann halten Sie zwei Grad mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein“, erklärt er. Der promovierte Physiker hat stets passende Zahlen parat, um seine Aussagen zu untermauern. Schnell wird deutlich, dass er seinen Beruf mit großer Leidenschaft ausübt. „Seit 20 Jahren liebe ich, was ich tue, Wissenschaft ist einfach wundervoll," sagt er fröhlich.
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