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Stockholm Design Week auf der Suche nach dem neuen Stil

09 Februar 2015

Am vergangenen Sonntag ging in Stockholm die diesjährige Stockholm Design Week zuende. Mit zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt bildete sie wieder den Rahmen für die größte Möbel- und Beleuchtungs-Messe in ganz Skandinavien.

Für eine Woche war ganz Stockholm erfasst von Design in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen. Während am Dienstag die größte Messe für nordische Möbelkunst eröffnet wurde, tummelten sich die Designinteressierten bereits ab Montag auf kleineren Veranstaltungen und Ausstellungen überall in der Stadt. Rund 40.000 Besucher lockt diese Kombination jedes Jahr an. Ein Highlight der Woche ist die Vergabe der Elle Sweden Design Awards. Dieses Jahr ging der Preis Årets Designer (dt.: Designer des Jahres) an die schwedische Designerin Monica Förster.

Aktuelle Trends: Die Hotellobby als Wohnzimmer

Bei der Stockholmer Messe für Möbel und Beleuchtung präsentierten auf vier Hektar Fläche rund 700 Aussteller die neuesten Entwicklungen in Sachen Möbel und Beleuchtung. In der Ausstellung über aktuelle Trends durften vier Designer ihre Visionen der Vermischung von Home und Office offenbaren, während bei Inside Scandinavian Design auf die Entwicklung des nordischen Designs in der Vergangenheit zurückgeblickt wurde. Daneben konnte sich der Design-Nachwuchs der Hochschulen in der Sonderausstellung Ung Svensk Form (dt.: Junge schwedische Gestaltung) präsentieren.

StudioIlse: Ikone Ilse Crawford fordert zum Dialog über Design auf

Im zentralen Eingangsbereich durfte Ehrengast und Designikone Ilse Crawford einen eigenen Bereich entwerfen. Dieser Ort stellte nicht nur einen Angelpunkt beim Wechsel zwischen den Hallen dar, sondern versuchte die Besucher auch zum Nachdenken anzuregen. An den Wänden hingen Fragen wie „Brauchen wir noch einen Stuhl?", „Kann Design wirklich demokratisch sein?" oder „Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?". Zettel und Stifte forderten jeden Einzelnen zur Teilnahme an der Diskussion auf. Andernorts wurden passend zum Thema die neusten Ergebnisse der Materialforschung präsentiert. Dort ist man vom umweltfreundlichen zum umweltsmarten Material gekommen, aufgrund der Feststellung, dass kein künstliches Material jemals wirklich umweltfreundlich sein könnte.

Das Thema Nachhaltigkeit wurde vielseitig behandelt. Dabei ging es aber eher um eine Selbstverständlichkeit, die mitberücksichtigt werden muss, um zukunftsfähiges Design zu entwerfen. Davon berichtete auch Susanna Björklund, die u.a. an einer finnischen Hochschule Design lehrt. Ihre Studierenden würden mittlerweile nicht nur auf ökologische Materialien achten, sonder das Ziel heißt zero waste (dt.: Null Abfall). Im Fokus steht dabei flexibles Material. Designgegenstände sollen so veränderbar sein, dass man sie der aktuellen Mode ohne Probleme anpassen kann - ohne jedes Mal alles neu kaufen zu müssen und dadurch unnötig viel Müll zu produzieren. Doch die Debatte ist noch lange nicht beendet.

Ung Svensk Form: Der Design-Nachwuchs präsentiert sich

Alle nordischen Länder scheinen in ihren Designentwicklungen zurzeit an einem entscheidenden Punkt angelangt zu sein. Das modernistische Design hat seinen Zenit überschritten zu haben, man will zu neuen Ufern aufbrechen. Schweden, dessen Designverband Svensk Form seit bereits über 170 Jahren besteht, hat da ähnliche Probleme wie Finnland, wo der vermeintliche Wert von Design sehr stark an seiner Nützlichkeit gemessen wird. Neuen Schwung erhält die Szene dabei durch das isländische Design, welches noch sehr jung und experimentierfreudig ist und gerade erst am Anfang einer eigenständigen Tradition steht.

We Live Here: Finnische Tradition trifft isländische Experimentierfreudigkeit

Daraus begründete sich auch eines der spannendsten Projekte abseits der Stockholm Design Week. Unter dem Motto We Live Here (dt.: Wir wohnen hier) haben sich zahlreiche isländische und finnische Designer zusammen in eine Kellerwohnung auf Stockholm-Norrmalm niedergelassen. Gemeinsamen haben sie den Versuch gewagt, unterschiedlichen Designstile zu integrieren und sich gegenseitig in ihrer Arbeit zu befruchten. Entstanden ist ein spannender Wohnungsentwurf mit Bücherstapeln im Flur und Kunstschnee auf dem Flur, welcher sowohl zum Verweilen als auch zum Feiern einlädt. Wer eintreten will, muss sich jedoch - ganz skandinavisch - die Schuhe aus- und dicken Wollsocken anziehen.

Spannend bleibt, wohin sich die alten Designtraditionen entwickeln und welche Experimente die jungen Designer Islands hervorbringen werden. Mit ihrem Fokus auf naturnahem Design und handwerklicher Produktion abseits von Industrie und gefestigten Traditionen dürften sie auch in Zukunft für frischen Wind in der Szene sorgen. Im März präsentieren sie sich beim Reykjavíker Design March in Islands Hauptstadt. Reisefreudige Designinterssierte sollten sich zwei mal überlegen, ob sie sich diesen Termin durch die Lappen gehen lassen wollen.

Stockholm Design Week Fotos: August Eriksson / Stockholmsmässan & WeLiveHere Stockholm Furniture and Light
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