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Flucht vom Manaslu | BERGSTEIGER Magazin

Simone Moro und Tamara Lunger müssen ihre Winterexpedition am achthöchsten Berg der Welt wegen anhaltender Schneefälle abbrechen und werden per Helikopter ausgeflogen.

Tagelange Schneefälle und dichter Nebel zwangen die beiden Italiener am Mittwoch zum Rückzug aus dem, auf 4700 Meter gelegenen, Basislager. Über drei Meter hohe Schneewände türmen sich dort. Die Alpinisten schafften es kaum noch, ihre Zelte freizuschaufeln. "Ich war bereits 13 Mal auf Winterexpedition. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals so etwas wie hier gesehen zu haben", schrieb Simone Moro. Der Extrembergsteiger hielt die Öffentlichkeit täglich mit kleinen Video-Beiträgen auf Facebook auf dem Laufenden. Wegen der großen Schneemassen war der eigentlich sichere Standort des Basislagers zunehmend lawinengefährdet. Am Dienstag streifte schließlich sogar ein Ausläufer das Lager. "Nicht mehr lustig", kommentierte Lunger die Situation in ihrem Expeditions-Blog. "Die Lage ist außer Kontrolle geraten“, sagte auch Moro. „Ob wir hier verschwinden oder nicht, ist jetzt auch eine Frage der Sicherheit!“

Da auch der steile Fußmarsch nach Samagaon, dem nächstgelegenen Ort, auf Grund der Verhältnisse zu gefährlich erschien, forderten sie einen Helikopter an. Am Mittwochvormittag konnte Pilot Steven Bruce Bokan im Base Camp landen. Eine erneute Verschlechterung der Bedingungen verhinderte jedoch das sofortige Ausfliegen der Crew. Erst im Laufe des Nachmittags erlaubte ein Wetterfenster die sichere Flucht.

Moro und Lunger hatten eigentlich die erste Wintertraverse vom 7992 Meter hohen Ost- zum Hauptgipfel (8163 m) des Manaslu geplant. Eine Wiederholung dieser Route der Polen Jerzy Kukuczka und Artur Hajzer im Winter ist bislang noch nicht gelungen. Nach ersten Akklimatisierungs-Touren richteten die beiden Italiener am 24. Februar in Rund 5700 Meter Höhe das erste Lager ein. Nachdem sie ins Basislager zurückgekehrt waren, konnten sie dieses aber aufgrund der extremen Wetterbedingungen nicht mehr verlassen.

Simone Moro stellte jedoch klar, dass die Expedition durch den Abbruch noch nicht beendet sei. Die Genehmigung, den Manaslu zu besteigen, gelte insgesamt für 75 Tage. Um sich fit zu halten, flogen Moro und Lunger am Donnerstagmorgen nach Kathmandu. Im Khumbu-Tal am Mount Everest wollen sie auf bessere Verhältnisse am Manaslu warten, um ihr Projekt im Frühling doch noch zu verwirklichen.

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