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Typo-Poster von Karl-Heinz Drescher

Der Name des Grafikers Karl-Heinz Drescher fällt immer dann, wenn man über herausragende Plakatgestaltung der DDR, oder die Auswahl "Die 100 besten Plakate des Jahres" aus dieser Zeit spricht. Nach seinem Tod 2011 hinterließ er hunderte Plakate, viele davon für Berliner Theater wie beispielsweise das "bat" (Berliner Arbeiter-Theater), das Maxim-Gorki-Theater, die Deutsche Staatsoper, die Akademie der Künste der DDR und das Deutsche Theater - zumeist jedoch für das Berliner Ensemble.

© Slanted Publishers

Seine große Liebe galt der Typografie, weshalb er oft die Druckereien persönlich besuchte, welche seine Plakate produzierten. Da etwa die Druckerei "Druckkombinat" im Grenzgebiet Berlins lag, und sich die Produktionsräume nahe dem Todesstreifen befanden, war es ausschließlich seinen guten Beziehungen zu den Druckern geschuldet, dass er die Kontrollen passieren durfte. Auf diese Weise gelang es ihm, viele Schriften sowie Holz-, Blei- und Messing­lettern zu entdecken, die in der DDR nicht verfügbar waren.

© Slanted Publishers

Als er für sein Masterstudium im Universitätsarchiv der Burg Giebichenstein recherchierte, stieß der Designer Markus Lange auf das fantastische typografische Plakatwerk von Karl-Heinz Drescher. Auch er hatte von 1955 bis 1960 an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle - Burg Giebichenstein, unter Walter Funkat in der Klasse für Gebrauchsgrafik studiert. Obschon er nach seinem Studium ein bedeutender freischaffender Grafiker wurde, und sich ab 1962 als Hausgrafiker am von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensemble betätigte, war der Name "Karl-Heinz Drescher" eher unbekannt und wenige seiner Mitstudenten wussten etwas über dessen Plakat-Karriere.


"Ich war von seinen Plakaten, die bisher eher ein unbeachtetes Dasein fristen mussten, begeistert und entschied mich sie als Grundlage für meine Masterarbeit zu verwenden", so Markus Lange über sein Abschlussprojekt, das zeigen sollte, "wie vielfältig und einfallsreich Drescher gearbeitet hat und mit welcher Hingabe er sich als Grafiker dem Medium Plakat, der Typografie, der Farbe und vor allem auch dem Buchdruck verschrieben hat." Markus Lange nahm während seiner einjährigen Recherche Kontakt mit dessen Familie auf. In diversen Interviews erfuhr er mehr über den talentierten Designer, unter anderem, dass Drescher für das er fast 40 Jahre lang unter der Leitung von Brechts Frau Helene Weigel arbeitete. Weiters war er für andere Veranstalter, Museen, Galerien und Theater, tätig; sein Werkkatalog umfasst heute über 400 Plakate, davon rund ein Drittel im Buchdruck.


Eine Kickstarter-Kampagne soll nun ermöglichen, dass die typografischen Poster von Drescher erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die geplante Publikation enthält Texte und Interviews von verschiedenen Autoren wie Dr. Friedrich Diekmann, Dr. Sylke Wunderlich, Helmut Brade, Niklaus Troxler, Gerd Fleischmann, Jamie Murphy, Erik Spiekermann, Ferdinand Ulrich, Götz Gramlich, Peter Kammerer, Vera Tenschert, Cesarina und Alessandro Drescher. Einerseits soll das Buch als Rückblick auf das Leben eines außergewöhnlichen Theatergrafikers dienen. Andererseits gilt es - wie für Markus Lange selbst - freilich auch als Inspiration für zeitgenössisches Type- und Grafikdesign. Als Herausgeber fungiert neben Markus Lange selbst auch Slanted Publishers, doch auch Leser können finanziell helfen, das Ziel zu erreichen. Die Kickstarter-Pakete beginnen bei 5,- € und beinhalten viele exklusive Belohnungen wie Frühbucherrabatte, Original-Plakate oder eine Erwähnung im Buch.


Herausgeber: Slanted Publishers und Markus Lange Konzept und Design: Markus Lange Veröffentlichung: Februar 2020 Format: 195 × 265 mm Umfang: 272 Seiten Sprache: Deutsch + Englisch Produktion: Offset Auflage: ca. 1.000 Stück ISBN: 978-3-948440-00-8 Das Buch ist ab sofort über Kickstarter vorbestellbar.

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