Matala, Kreta
„Today is life, tomorrow never comes!“ lautete das Motto der Hippies in den 1960er-Jahren, die sich in den neolithischen Wohnhöhlen am Strand ansiedelten. Unter ihnen waren auch viele junge US-Bürger, die ihre Teilnahme am Vietnamkrieg verweigerten, und berühmte Sängerinnen wie Joni Mitchell. Inzwischen kosten die Höhlen Eintritt und werden in der Hochsaison von vielen Touristen besucht. Ein Besuch in der Nebensaison lässt den Hippie Spirit erahnen, der jedes Jahr im Juni beim dreitägigen Matala-Beach-Festival wiederauflebt.
San Carlos, Ibiza
In den 1960er- und 70er-Jahren machte sich San Carlos als Hippiedorf einen Namen. Viele wohnten in Kommunen in alten Fincas zusammen – ohne Strom oder fließendes Wasser. Auch heute noch gibt es Voll- und Teilzeithippies, die sich mit einem spartanischen Lebensstil begnügen, um den wirklich wichtigen Dingen im Leben zu frönen. Kurzzeittouristen freuen sich über einen authentischen Hippiemarkt im Las Dalias, wo auch regelmäßig Musik-Veranstaltungen stattfinden.
Christiania, Dänemark
1971 veranlasste die Wohnungsknappheit einige Kopenhagener, ein verlassenes, 34 Hektar großes Militärgelände zu besetzen. Schnell entwickelte sich daraus eine autonome Kommune, die sich nun basisdemokratisch selbst verwaltet. Die Bewohner leben die selbst formulierte Utopie einer „Gesellschaft, in der alle und jeder für sich für das Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft verantwortlich ist.“ Die besondere Atmosphäre – Intellektuelle und Künstler neben Obdachlosen und Drogenabhängigen, vereint in Meditation und Yoga – zieht viele Begeisterte aus aller Welt an.
Beneficio, Spanien
Je nach Jahreszeit kommen bis zu tausend Zivilisationsflüchtlinge in das andalusische Bergdorf, um dort den Zwängen des Alltags zu entfliehen und im Einklang mit der Natur zu leben. So zumindest lautete die Vision eines englischen Pärchens, das vor rund 30 Jahren Teile des Naturschutzgebietes gekauft und die Kommune gestartet hatte. Wer bleiben möchte, kann sein Zelt für ein paar Tage oder Wochen aufstellen oder sich eine Hütte bauen. Jeder ist willkommen, und unterschiedlichste Lebensmodelle treffen hier bunt aufeinander.
Valle della Luna, Sardinien
Das spektakuläre Felskap von Capo Testa auf Sardinien zählte einst zu den ganz großen Geheimtipps unter den Hippie-Kommunen. Heute leben dort kaum mehr als zehn Sommerbewohner in den Höhlen, oft sind die Felsen sogar völlig verlassen. Erst bei den Vollmond-Raves kehrt dann der Geist der alten Tage zurück und lässt den Zauber erahnen, zwischen skurrilen Granitblöcken zu hausen, die Urgewalten des Meeres vor der Nase.
Valle Gran Rey, La Gomera
Das Valle Gran Rey, im sonnigen Südwesten La Gomeras gelegen, war einer der ersten Orte, die sich die Blumenkinder Ende der 1960er-Jahre zu eigen machten. Damals war die Insel noch fast unberührt – nur wenige Fischerfamilien lebten dort – und der Traum vom Aussteigen umso abenteuerlicher und realistischer. Heute haben sogar manche Discounter einen Ausflug ins Hippie-Paradies im Angebot. Und trotzdem berichten viele Touristen von einem ganz „beschwingten“ Lebensgefühl, das ein bisschen auch auf sie abgefärbt hat. Love, Peace und Happiness eben.
Goa, Indien
Über Goa müsste man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Bereits in den 1980er-Jahren machten sich viele Touristen auf die Suche nach dem Hippie Spirit, der dort in den 1960er-Jahren importiert wurde. Finden kann man ihn zum Beispiel noch am Anjuna Beach, wo mittwochs der "Hippie Market" stattfindet. Der Sehnsuchtsort Goa – die Strände mit feinem, hellem Sand, die Flora exotisch – lockt inzwischen auch deutsche Rentner an. Allein unter Hippies ist man also sicher nicht.
El Bolsón, Argentinien
Einst die erste atomfreie Zone Argentiniens, heute ein grünes Künstlerdorf – das traumhaft gelegene El Bolsón wurde erst in den 1970er-Jahren von den Hippies entdeckt. Anders als in den meisten Hippie-Kommunen ging es hier nicht allein ums süße Nichtstun, sondern um gemeinsame Musik, Tanz und aktives Kunsthandwerk, das auch heute noch auf dem Markt feilgeboten wird. Die "feria artesanal" ist inzwischen auf über 400 Stände angewachsen und hat landesweite Berühmtheit erlangt. Auch als Ökozentrum mit biologischem Anbau hat sich El Bolsón einen Namen gemacht. Nur als günstiger Aussteigerort kommt es heute wohl nicht mehr in Frage.
Boulder, USA
Oft werden Eugene in Oregon oder Olympia im Staat Washington als Hippie-Orte der USA genannt. Doch nachdem Colorado 2014 als erster US-Staat Marihuana legalisiert hatte, machte sich Boulder auf den Vormarsch. Das kleine Städtchen nahe den Rocky Mountains etablierte sich schon früh als alternativer Ort: 1967 erlegte es sich selbst Steuern auf, um die Natur ringsum zu bewahren, und wurde eine der ersten fahrradfreundlichen Städte der USA. Heute tummeln sich dort Hippies neben Yuppies, die die exorbitanten Wohnungspreise noch berappen können. Auch Outdoor-Enthusiasten wissen eben, wo es schön ist!
Kuranda, Australien
Nordwestlich von Cairns befindet sich mitten im Regenwald der kleine Ort Kuranda, der in den 1970er-Jahren von Aussteigern „entdeckt“ und ins Herz geschlossen wurde. Die 1600 Einwohner werden spielend von den vielen Tagestouristen übertroffen, die wegen der Barron Falls und dem Hippie Market mit der historischen Eisenbahn hierherkommen. Abends ist man wieder unter sich, und in den zahlreichen Kunsthandwerks-Märkten und Galerien kehrt Ruhe ein – Zeit für Love, Peace und Quietness.
von Solveig Michelsen