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Seine erste Wahl

Avni darf zum ersten Mal den Bundestag wählen: Er wurde eingebürgert. 1.500 Euro musste er zahlen, um mitbestimmen zu dürfen – obwohl er in Deutschland geboren ist.




Zu seiner ersten Wahl trägt Avni* kurze Jogginghosen und weiße Tennissocken. Er sitzt Anfang September in seinem Wohnzimmer, das gleichzeitig die Küche ist. Die Unterlagen, die der Postbote schon vor einer Woche in den Briefkasten geworfen hat, verteilen sich auf dem quadratischen Esstisch: Fünf Stimmzettel, drei weiße, ein blauer und ein roter, und eine Anleitung, wie genau das Wählen von zu Hause in Berlin dieses Jahr funktioniert. Er nimmt sich den längsten Stimmzettel, klappt ihn aus, hält ihn vor sein Gesicht und sagt: "Ich kann schon zweimal das Gleiche ankreuzen, oder?" Als wäre er sich seines Rechts auf freie Wahlen noch nicht ganz sicher. Ein Blick auf die Anleitung. Alles richtig. Avni setzt seine Kreuze. Zwei Minuten, dann ist Avnis Wahl vorbei. Er faltet alle Zettel ordentlich zusammen, schiebt sie in den blauen Umschlag und den blauen Umschlag in den roten.

2,8 Millionen Wähler*innen dürfen bei dieser Bundestagswahl zum ersten Mal mitbestimmen. Avni ist einer von ihnen...


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