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Johann König: Wie ein Galerist Augen und Ohren mit angesagter Kunst verwöhnt

Berlin In den sozialen Medien bin ich eine Marke", sagt Johann König selbstbewusst. Der Galerist mit dem Stammsitz in einer aufgegebenen Berliner Kirche hat sehr früh stark auf Präsenz in den Sozialen Medien und in die Digitalisierung seiner Galerie gesetzt. Jetzt stehe er kurz vor der Vertragsunterzeichnung mit dem Berliner Podcast-Anbieter Podimo, sagt er dem Handelsblatt.

Die erste Folge eines von König moderierten Kunst-Podcasts soll schon im April anlaufen. Darin wird der Maler Norbert Bisky zu Gast sein. Für die Veröffentlichung des eigenen Podcasts „Was mit Kunst" könnte die Zeit nicht günstiger sein.

Bis es so weit ist, lädt er per Instagram-Livestream in die Ateliers seiner Künstler ein. Den teilt er dann über die Story-Funktion mit derzeit rund 157.000 Abonnenten der König Galerie.

Seit die Galerie in Berlin und die Ausstellungsfläche in einer ehemaligen Tiefgarage in London wegen der Pandemie geschlossen sind, verabredet er sich allmorgendlich über Instagram zum angeregten Plausch mit einem seiner Künstler. Internationale Stars wie Alicja Kwade werden aus ihren Ateliers zugeschaltet. Am Ende kann das Online-Publikum Fragen stellen. Das Ganze dauert rund eine halbe Stunde. Über 4000 Zuschauer schauen sich dieses Format nach Königs Angaben täglich an.

„Gleich um 10 gehe ich nach Tokio", sagt Johann König, als das Handelsblatt ihn besucht. Das meint er nicht wörtlich. An diesem Morgen verbindet König sich statt mit einem Künstler mit seinem Tokioer Galerieleiter Tatsuya Yamasaki.

Seit Ende 2019 hat König einen festen Standort in Asien, in einem Gebäude der Luxusmodemarke MCM. Dort ist die Niederlassung noch immer geöffnet, gerade läuft eine Ausstellung des Malers Anselm Reyle.

Die Idee für dieses Instagram-Format sei nicht aus der Not geboren worden, wiegelt König ab. Verglichen mit anderen Galerien, gehe es ihm „relativ gut". Der Galerist, der aktuell die Kurzarbeit-Anträge seiner 40 festen Mitarbeiter abarbeitet, kann der Krise sogar etwas Positives abgewinnen. So hofft er, dass Galeristen weltweit sich stärker auf ihre jeweiligen Heimatmärkte besinnen werden. „Damit der Kunstbetrieb wieder regionaler wird", so König.

Umstieg auf klimafreundliche Onlinepräsenz

Der Umwelt zuliebe nimmt die König Galerie nicht mehr an den Art Basel-Messen in Hongkong und in Miami teil. Er wolle zur Reduzierung der Schadstoffe beitragen, die beim Transport in die Luft geblasen werden, erzählt Johann König. Stattdessen investiere er jetzt noch stärker in die Online-Präsenz seiner Galerie, etwa auf Plattformen wie Artsy oder Artnet. Insgesamt rund 100.000 Euro, so viel, wie er im letzten Jahr für die Messestände bezahlt habe.

König holt seine Follower, Fans und Kunden da ab, wo sie stehen und verwöhnt ihre Augen und ihre Ohren mit angesagter Kunst.

Mehr: Johann König: Lesen Sie hier, wie dieser Kunsthändler zum Erfolgsträger wurde

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