Von Sebastian Schreiber, HR, zzt. Davos
Hoch oben über Davos haben die Klimaforscher ein halbes Dutzend gelbe Zelte aufgeschlagen. Etwa 20 Wissenschaftler und Aktivisten verbringen dort die Nächte. Die Regierungschefs und Firmenbosse unten im Tal haben sie genau im Blick, denn schließlich wollen die Forscher mit ihrem "Arctic Basecamp" etwas bewegen.
Fakten zu den Mächtigen tragenEiner von ihnen ist der Brite Jeremy Wilkinson. "Seit 20 Jahren erforsche ich nun schon die Arktis. Die Veränderungen sind einfach extrem", sagt er. "Wir müssen den wissenschaftlichen Fakten folgen, das ist unsere Rolle hier. Wir tragen die wissenschaftlichen Fakten zu den Mächtigen, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen."
Auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer ist auf die Schatzalp gekommen, um das "Arctic Basecamp" zu besuchen. Neubauer unterstützt Greta Thunberg bei ihren Auftritten in Davos. Das Weltwirtschaftsforum ist für die Klimaaktivistinnen ein Ort geworden, an dem sie die Wichtigen und Mächtigen der Welt konfrontieren können.
"Wir wollen mit den Leuten sprechen, die an den großen Hebeln der Weltwirtschaft sitzen", erklärt Neubauer. "Wir müssen auch in diese Räume rein", habe sie festgestellt, "wenn wir was verändern wollen, was so groß ist, so transformativ, wie das, was wir vorhaben".
Arktis "unglaublich warm"Mit ihrem Zeltlager wollen die Klimaforscher zeigen, wie stark der Klimawandel in der Arktis bereits zu spüren ist. Wilkinson macht das an einem einfachen Beispiel fest: "Der Temperaturunterschied zwischen Davos und der Arktis lag in der vorletzten Nacht gerade mal bei anderthalb Grad. Das ist unglaublich warm, wenn man sich mal überlegt, wie weit der arktische Ozean von hier weg ist. Das zeigt, wie heftig die Veränderungen dort sind."
Ein Stück Hoffnung ins Tal schickenDie Forderung der Klimaforscher an die Entscheider auf dem Weltwirtschaftsforum ist deutlich: weniger CO2-Emissionen, mehr Investitionen in nachhaltige Ideen. Noch gebe es ein kleines Zeitfenster, um eine Katastrophe zu verhindern, sagt Johan Rockström bei der Eröffnung des Basecamps - er ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
"Das letzte Mal, als wir etwas Unmögliches geschafft haben - innerhalb eines Jahrzehnts - haben wir einen Mann auf dem Mond gebracht", sagt Rockström. "Das galt als unmöglich. Wir wussten nicht, wie das geht. Aber wir haben es getan. Dieses Mal haben wir zehn Jahre, um die Erde einen Zustand zu bringen, der die Zukunft der Menschheit sichert."
Neben all den Warnungen ist es auch ein Stück Hoffnung, das von den gelben Zelten der Forscher ausgeht - hinab ins Tal von Davos.