Von Sebastian Schreiber, ARD-Studio Washington
Weiß lackiert mit einem roten Seiten-Streifen stand die Boeing 747 auf der Startbahn eines Flugplatzes bei Seattle im Osten der USA. Der Pilot Jack Waddell gab Schub, und die Boeing hob ab - zum ersten Mal. Es war der 9. Februar 1969. Das Datum markiert heute eine Revolution in der Luftfahrt.
Dass der Jet überhaupt flog, war damals ein Wunder, sagt Bob van der Linden vom National Air and Space Museum in Washington D.C. "Das Flugzeug wurde innerhalb kürzester Zeit gebaut. Circa 28 Monate hat es gedauert. Das ist wirklich bemerkenswert", so van der Linden. Das Boeing-Team habe den Titel "die Unglaublichen" getragen, "weil sie das Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine stellten - und es funktionierte".
Ein Traum für einen PilotenDer Jungfernflug der 747 verlief problemlos. Pilot Waddell stieg nach der Landung die Treppe herunter und sagte, es sei kaum zu fassen, wie leicht sich die Boeing fliege. Es sei ein Traum für einen Piloten.
Der Jumbo Jet war damals mit Abstand das größte Passagierflugzeug der Welt. Je nach Konfiguration bot die erste Version der Boeing 747 Platz für mehr als 400 Passagiere. Damit hatte sie mehr als doppelt so viele Sitze an Bord wie andere Passagierflugzeuge Ende der 1960er-Jahre.
Kosten pro Passagier sanken drastischDer erste kommerzielle Flug des Jumbo Jets führte Reisende der Fluggesellschaft Pan American im Januar 1970 von New York nach London. "Wegen der Größe des Flugzeugs und der effizienteren Triebwerken sanken die Kosten pro Passagier drastisch", sagt van der Linden. Die Revolution der Luftfahrt habe vor allem darin bestanden, dass mit der 747 und den nachfolgenden Großraumflugzeugen Fliegen für fast alle erschwinglich geworden sei.
Über die Jahrzehnte wurde die 747 zu einer Ikone. Der Flugzeughersteller Boeing mit Sitz in Chicago brachte immer neue Versionen auf den Markt. Bis heute verkaufte Boeing mehr als 1500 Maschinen. Der Jumbo nahm Space Shuttles der NASA Huckepack und transportiert als Air Force One den US-Präsidenten um die Welt.
Vier Triebwerke und ein BuckelEines blieb über die Jahrzehnte gleich - das charakteristische Aussehen der 747: vier Triebwerke und ein Buckel über der Flugzeugnase, in dem sich das Cockpit befindet. "Die Ingenieure von Boeing dachten, das wird in erster Linie eine Frachtmaschine", so van der Linden. "Und viele Fluggesellschaften wollten ihre Fracht von vorne einladen - mit einer aufklappbaren Nase. Deshalb haben sie das Cockpit aus dem Weg geräumt." Für van der Linden ist der Jumbo das Flugzeug mit dem weltweit höchsten Wiedererkennungswert.
In der aktuellsten Version 747-8 wird der Jumbo vor allem als Frachtmaschine geordert. Im Passagierbereich setzen die Fluggesellschaft heute im lieber auf effizientere, etwas kleinere Maschinen mit zwei Triebwerken. Langsam neige sich die Ära des Jumbos dem Ende zu, sagt van der Linden. "Es ist eine alternde 'Königin der Lüfte'. Sie wird immer noch gebaut - 50 Jahre nach dem ersten Flug. Das Flugzeug wird noch Jahrzehnte unterwegs sein - aber nicht mehr in der ersten Reihe."