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Drohnungen von Ryanair: Irische Luftlinie droht Großbritannien

Und falls der Seitenhieb nicht schmerzhaft genug war, legt O'Leary gleich nochmal nach. Seine Flugzeuge in Großbritannien werde Ryanair einfach auf Regionalflughäfen in der EU verteilen.

Der Flughafen Heathrow bei London werde nach dem Brexit eben "monatelang recht leer sein". Kein Witz, so der Ryanair-Boss: Bleibe die britische Regierung bei ihrer harten Brexit-Strategie, könne es ab April 2019, nach dem britischen EU-Austritt, einen regelrechten Zusammenbruch des Luftverkehrs zwischen Großbritannien und der EU geben. Denn mit dem Brexit steige Großbritannien auch aus allen Regelungen zum freien Luftverkehr aus. Was Ryanairs Konkurrenten Lufthansa und Air France vielleicht sogar wollen, mutmaßt O'Leary, um die angelsächsische Billigkonkurrenz zu schwächen:

Urlaub nur noch in Schottland und Irland?

O'Leary ist stocksauer, das merkt man ihm an: Ohne Regelung für den Flugverkehr werde man 2019 zehntausenden Menschen in GB und der EU den Urlaub versauen. Mit höheren Preisen und gestrichenen Flügen. Während die Briten merken, dass ihnen nur noch der Zug nach Schottland oder die Fähre nach Irland bleibe, um mal rauszukommen. Er selbst liebe ja Irland, so O'Leary. "Aber ich will da nicht jeden Urlaub verbringen."

Thomas Kropp, Vizepräsident der Lufthansa-Gruppe, weist den Ryanair-Vorwurf zurück, dass der Brexit quasi ein Wunschtraum der Deutschen und Franzosen gewesen sei.

Kropp fordert vom EU-Parlament, dass ein Folgeabkommen mit Großbritannien für den Luftverkehr keine ungerechten Vorteile für britische Airlines im europäischen Markt bringen dürfe, weder bei den Passagierrechten noch beim Emissionshandel.

Mit Siebenmeilenstiefeln zurück ins Jahr 1973

Take off in die Vergangenheit?

Sorgen macht man sich allerdings auch in Großbritannien. Am Flughafen Heathrow zum Beispiel. Dessen Chef John Holland-Kaye weist darauf hin, dass Heathrow das größte Flughafendrehkreuz Europas ist, mit rund 77 Millionen Passagieren pro Jahr. Ein Drittel davon kommt aus der EU. Ein ungeregelter, harter Brexit: Für Holland-Kaye ein Alptraumszenario. Denn anders als beim Handel, wo es Mindeststandards der Welthandelsorganisation gibt, würde der britisch-europäische Luftfahrtmarkt auf einen Schlag ins Jahr 1973 zurückgeworfen werden.

Natürlich auch, weil der Verlust umgekehrt genauso gelten würde: Weniger EU-Urlauber und EU-Unternehmer würden nach Großbritannien fliegen können. Ein Brexit ohne Vereinbarungen zum Luftverkehr wäre ein „Totalversagen beider Seiten", so Holland-Kaye.

Der Countdown läuft

Zumal es nicht mehr lange dauern würde, bis die Airlines Flugtickets für die Zeit nach dem 29. März 2019 verkaufen - also die Zeit nach dem Brexit. Weswegen jetzt dringend Klarheit geschaffen werde müsse, so auch Ralf Pastleitner vom Reiseveranstalter TUI.

Kevin Toland, Chef des Flughafens Dublin, ist nicht ganz so entspannt wie sein Landsmann O'Leary von Ryanair. Er fürchtet massive wirtschaftliche Schäden durch den Brexit: Fast jeder, der Irland besucht, komme mit dem Flieger, so Toland - und die allermeisten reisen aus oder über Großbritannien ein.

Lösungsvorschlag: Der Exit vom Brexit

Bei den anstehenden Verhandlungen befürchtet er allerdings, dass irische Bedenken zu kurz kommen werden. Fast 40 Prozent der Flüge nach oder aus Irland gehen in oder kommen aus Großbritannien, rechnet Toland vor, mehr als bei jedem anderen EU-Land.

Der Luftverkehr nach dem Brexit steht allerdings nicht auf der Tagesordnung für die derzeit laufenden Verhandlungen. Vor 2018 wird es wohl keine Lösung dafür geben. Ryanair-Chef Michael O'Leary hat der britischen Regierung deshalb schon eine einfache Lösung vorgeschlagen: Den Brexit einfach absagen.

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