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Ich kann nicht mehr

Wer den Kriegsdienst verweigert, will einfach nur billig raus aus der Bundeswehr? Hier erzählen wir von einem jungen Offi zier, einer schrecklichen Kindheit – und warum es das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung geben muss

Die Zweifel kamen beim Schießtraining. Es war anders als damals in der Grundausbildung. Die Zielscheiben waren viel näher, nicht mehr 300, sondern nur noch 30 Meter entfernt. Statt eines präzisen Schusses mussten drei Treffer mit der P8 in der Pappsilhouette sitzen: in Kopf, Brust und Nierenbereich. „Wenn nur eine Kugel trifft, kann es sein, dass der Gegner wieder aufsteht“, warnten die Ausbilder. Das neue Konzept für die Schießausbildung, das die Bundeswehr 2013 eingeführt hat, soll realistischer sein und die Soldaten auf den Nahkampf vorbereiten. Aber Jonas* sich nicht gut dabei: „Mir wurde erst damals so richtig klar, was eine Waffe anrichten kann. Das sie nicht nur ein Loch in eine Scheibe macht, sondern einen Menschen töten kann", erinnert er sich.

Die vier Wochen Schießtraining waren für Jonas einer der letzten Schritte in seiner fast siebenjährigen Ausbildung zum Offi zier: Drei Offizierslehrgänge und ein Master-Studium an dee Bundeswehr-Uni in München hatte er davor durchlaufen. Im Januar 2015 trat er seinen ersten Dienstposten in einem Landeskommando an. Er war am Ziel

Im Frühjahr 2015 stellte der junge Offizier seinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung (KDV). Er suchte sich einen Anwalt und begann, seine Verweigerung zu formulieren. Darin erklärte er, warum er keinen Dienst an der Waffe mehr leisten kann. Dazu müsse er erzählen, was ihm im Alter von drei Jahren widerfahren sei, schreibt Jonas in seinem Antrag