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Die Teilzeitsoldaten von Erbil

Die gefährlichste Waffe der Terrormiliz steht mitten auf einem blühenden Feld im Übungsgelände: ein Ford-Pickup, bestückt mit einer Schnauze aus Stahl und mit Panzerplatten über Windschutzscheibe und Reifen. Mit solchen Fahrzeugen attackieren Selbstmordattentäter des Islamischen Staates (IS) immer wieder die Stellungen an der Front. Dutzende kurdische Soldaten haben die Dschihadisten schon so in den Tod gerissen. In diesem Fall konnten Scharfschützen den Attentäter gerade noch aufhalten, bevor er den Sprengstoff auf der Ladefläche zünden konnte.

Das martialische Terrormobil wirkt wie eine Warnung vor dem Krieg, von dem hier, rund 50 Kilometer von der Front entfernt, nur wenig zu spüren ist. In Sichtweite sitzt eine Gruppe Peschmerga-Kämpfer im Gras. Einige von ihnen haben vor kurzem noch auf den IS geschossen, irgendwo in der Nähe der Ölstadt Kirkuk im Süden der Kurdengebiete. „Wir haben schon einige Soldaten an den IS verloren", sagt Leutnant Malzan Hana. „Vor allem die Sprengfallen und die Autobomben sind gefährlich." Dass der Zugführer Hana einer der wenigen regulären Soldaten des Zugs ist, erkennt man an einem Rangabzeichen - und an seiner aufrechten Haltung. Zwei Jahre lang habe er eine Militärakademie besucht, erzählt er. Die meisten seiner Männer dagegen sind Milizionäre und Teilzeitsoldaten, die mit wenig Erfahrung, aber umso mehr Überzeugung den IS bekämpfen.

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