Das niederrheinische Hassum hat keine Schule, keinen Bäcker und keinen Schützenkönig mehr. Nun will auch noch der letzte Kneipenbesitzer kürzertreten. Besuch in einem Dorf, das sich trotzdem nicht geschlagen geben will.
Du sollst mich begleiten. In das Dorf, in dem zum ersten Mal kein Osterfeuer brannte. In dem die Menschen Paessens, Luyven, Spronk, Willems heißen, als wären sie holländische Migranten. Durch das zwei Kängurus hüpfen. Hassum könnte auch dein Dorf sein.
Wir werden die A57 Richtung Nimwegen nehmen, die letzte Ausfahrt auf deutscher Seite. Ein paar Kilometer B9, runter nach Asperden, am Supermarkt links ab. Merk dir den Supermarkt. Gekurve zwischen Äckern, kein Mittelstreifen, dann rechts auf die Hassumer Straße, mitten durch den Ozean der Landwirtschaft. Bald siehst du den Kirchturm, und der ist nicht mal hoch. Hassum, 1143 Einwohner, vor 49 Jahren Goch zugeschlagen, zwölf Meter über dem Meeresspiegel.
Touristen radeln zwischen Feldern an Hassum vorbeiWas soll ich denn da?, fragst du, und die Frage ist berechtigt. Wer Richtung Hassum fährt, hat nur zwei Gründe: Entweder ist er Hassumer oder er muss weiter nach Hommersum. Nach Hassum kommt nur noch Hommersum, dann ist Deutschland zu Ende. Hassum ist gar nicht mal so schön, sagen auch die Hassumer.
Nicht auf den ersten Blick, nicht auf den zweiten und dritten Blick. Selbst die Kirche nicht. Die schöne Kirche haben sie nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut, stattdessen eine Notkirche errichtet, die sie dann ausbauten und bis heute nutzen. Bauvorschriften scheinen im Dorf nicht zu gelten. Da steht der Bauernhof nahe der Blockhütte, und gegenüber ein Haus aus weißen Quadern. Touristen fahren mit dem Rad zwischen den Feldern an Hassum vorbei.
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