Fast 200 Geschenktüten hat Amani Almohmed in den letzten Tagen gebastelt und verpackt. Zum Nikolaustag verteilt sie die Überaschunsbeutel an Frankfurter Kinder. Die 24-Jährige Syrerin macht seit einem Monat ein Praktikum bei der evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt-Lebus. Viele christliche Weihnachtstraditionen lernt die gläubige Muslima Amani Almohmed zum ersten Mal kennen: "Früher kannte ich die Geschichte nicht, aber hier im Praktikum habe ich davon gehört. Jetzt weiß ich was Martinstag oder klar, auch der Nikolaus bedeutet."
Der Glaube als hoher Stellenwert
Monika Weiß, Gemeindepädagogin der evangelischen Gemeinde Frankfurt (Oder)-Lebus, ist Amani Almohmeds Betreuerin. Beide arbeiten auf Augenhöhe zusammen, Monika Weiß ist sehr zufrieden, denn Amani Almohmed ist sehr fleißig. Die junge Frau ist auch sehr interessiert und freut sich, dass es in der Gemeinde trotz Corona-Pandemie ein bisschen zu tun gibt.
Für Monika Weiß ist es das erste Mal, dass sie eine muslimische Praktikantin betreut. Die Gemeindepädagogin ist begeistert über den regen Austausch. Sie schätzt vor allem, dass der "Glaube" an sich unter arabischstämmigen einen hohen Stellenwert hat.Ausbildung nach Flucht
Auch für Mahmoud Kaddoura spielt der Glaube eine wichtige Rolle. Vor fünf Jahren kam der 19-Jährige Palästinenser nach Deutschland, auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien, genau wie Amani Almohmed. Beide lassen sich zu Sozialassistenten ausbilden. Mahmoud Kaddoura absolviert sein Praktikum zurzeit beim Christlichen Verein Junger Menschen und stellt fest, im Islam und Christentum überwiegen die Gemeinsamkeiten: "Wir haben den gleichen Gott, aber unterschiedlichen Glauben", sagt er.
Kulturaustausch auch mit Gebäck
Der kirchliche Sozialpädagoge Norman Rossius erzählt, dass sie klassische Plätzchen gebacken haben. Amani Almohmed hat was syrisches gebacken. "Und so ergänzen wir uns, auch mit Mahmoud. Und gucken, wie ist es bei euch? Wie ist es bei uns?" Damit entsteht einspielerischer Austausch.
Im Praktikum lernt Mahmoud Kaddoura den Umgang mit Kindern und Jugendlichen und wie man ihr Vertrauen im Gespräch gewinnt. Er freut sich, dass er jeden Tag Deutsch mit den jungen Leuten sprechen kann. Das Praktikum geht noch zwei Monate.
Beitrag von Robert Schwaß
Original