((Der Originalbeitrag erschien als Radiobeitrag für den rbb-Hörfunk, die Textfassung wurde von der rbb24 Online-Redaktion überarbeitet. (Anmerkung Robert Schwaß)).
Ob in Schwedt, Eisenhüttenstadt oder Frankfurt - In vielen Anlagen werden neue Pächter gesucht. In Frankfurt (Oder) stehen zum Beispiel 10 Prozent aller Gärten leer. Und das lockt jetzt auch die ersten jungen Leute an.
Janka Kastner und Edgar Baumgärtner haben ihr Paradies im Frankfurter Klingetal gefunden. Die Vögel zwitschern und die ersten Blumen fangen an zu sprießen. Mitten im Grünen am Rand des Stadtzentrums hat das junge Paar letztes Jahr einen Kleingarten gepachtet. Auf dem 500 Quadratmeter Grundstück ist jetzt viel zu tun.
Gartenarbeit ist Neuland für die jungen Wissenschaftler
Aktuell werden Pflanzen gesetzt und Samen gesät. Schließlich sollen bald Erdbeeren, Kürbisse und Tomaten wachsen, sagt die 25-Jährige Jura-Studentin Janka Kastner:
"Das ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich, welche Pflanzen nebeneinander gut wachsen. Gerade planen wir, was genau wo hinkommt." Auch Kastners Freund Edgar Baumgärtner betritt mit dem Garten Neuland: "Früher habe ich mich mit solchen Dingen nie beschäftigt. Außer im Erdkundeunterricht. Und das ist schon eine Weile her." erzählt der 32-Jährige. Er arbeitet an der Frankfurter Europa-Universität Viadrina als Dozent.
10 Prozent Leerstand im Frankfurter Kleingartenbestand
Das Paar hat den Kleingarten im Klingetal bei einem Spaziergang durch Frankfurt eher zufällig entdeckt. Und festgestellt, dass die Pacht niedrig ist. 120 Euro für ein ganzes Jahr. Frankfurt (Oder) hat viele Kleingärten, aber einen hohen Leerstand, sagt der Vorsitzende der Frankfurter Gartenfreunde, Mike Kunze. Der Verein hat ungefähr 4'000 Gärten in seinem Bestand, davon stehen ca. 10 Prozent leer. Das liegt vor allem am Wegzug und einer zunehmend älteren Bevölkerung. Deshalb wünscht sich Gartenfreund Kunze mehr junge Pächter wie Janka und Edgar.
Ein Kleingarten sei vor allem für junge Familien eine tolle Möglichkeit zur Erholung , sagt auch Ricarda Eckstein vom Verband der Gartenfreunde. Trotzdem müssen sich auch die Nachwuchs-Gärtner an das Bundeskleingartengesetz halten: "Zu der sogenannten Drittel-Reglung zählt zum einen eine Gartenlaube plus der vorhandenen Wege. Ein Drittel ist die Anbaufläche, also Obst, Gemüse und Blumen. Und das letzte Drittel dient der Erholung, wobei niemand mit einem Zentimeter-Maß loszieht." erklärt die Verbands-Sprecherin.
Erste Berliner Interessenten fragen in Frankfurt nach
Für Neu-Gärtner Edgar Baumgärtner und seine Freundin Janka Kastner ist das kein Problem. Von den älteren Mitgliedern wurden sie gut aufgenommen, erzählen sie: "Wir waren auf der Mitgliederversammlung und wurden auch angesprochen. Dort fand man es toll, dass junge Leute herkommen. Das hängt bestimmt auch damit zusammen, dass es so wenig neue Pächter gibt."
Immerhin, sagt Mike Kunze von den Frankfurter Gartenfreunden, gibt es auch schon erste Anfragen von Interessenten aus Berlin. Kein Wunder, in der Haupstadt beträgt die Wartezeit für einen Kleingarten bis zu 3 Jahre und länger.
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